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29.06.2014 Darlowo – Hamburg und Abschlussfeier (Fred)

Ich wache lange vor dem Weckerklingeln und auch vor Elisabeth auf. Das ist an sich ungewöhnlich, denn Elisabeth ist sonst immer die Frühaufsteherin von uns Beiden. Während sie noch gleichmäßig neben mit atmet, lasse ich die letzten Tage nochmal Revue passieren. Heute ist unser letzter Rallyetag, viel zu schnell gingen die Tage vorbei.

In der Nacht gab es ein heftiges Gewitter, wir haben aber nicht mehr viel davon mitbekommen. Mittlerweile hat Petrus den Hahn zugedreht. Als ich mir die Hose anziehe, wacht auch Elisabeth auf. Der Weg ist schmal, das Gras daneben steht fast einen Meter hoch. Um beim Umräumen nicht nass zu werden, machen wir gemeinsam den Fahrersitz frei, damit ich das Auto etwas nach vorne fahren kann.
Da heute eine Marathonetappe ansteht, verzichten wir darauf, den Benzinkocher herauszuholen und hoffen auf ein Cafe auf dem Weg, wo wir evtl. auch WLAN haben und mal wieder ein paar Tagesberichte ins Netz stellen können.

Noch einmal fahren wir durch Dabki, wo wir der Hauptstraße folgen und uns auf der 203 nach Kozalin führt. Die dortige Universität hat einen Skulpturenpark auf einem Hügel. Sieht ein wenig aus wie zerfledderte U-Boote, die irgendwie mit Pflügen verbunden sind. Schwerter zu Pflugscharen fällt mir dazu ein, als ich das Motiv mit der Kamera ablichte.
Etwas weiter finden wir ein Fastfood-Restaurant mit dem großen M. Es ist nagelneu, man bestellt an einem extra Schalter, bekommt einen Bon mit Nummer und erfährt über eine Anzeige, wann die Sachen abgeholt werden können.
Bis es soweit ist, buchen wir uns ins WLAN ein und laden die ersten Bilder und Berichte hoch. Dann kommt das Roadbook an die Reihe, wo wir die gestern gedruckten Bilder einkleben. Ein Bild habe ich verwechselt, statt dem geforderten Bild eines der Teammitglieder, der auf dem Autodach sitzend beim Angeln fotografiert werden sollte, habe ich ein Bild ausdrucken lassen, dass die Zubereitung des Fisches zeigt. Egal, es ist Sonntag, Chance verpasst. Wir kleben das andere Bild ein.
Während Elisabeth noch kurz Kontakt mit Florian hat, bearbeite ich ein paar Bilder, die ich als Titelbilder zu den Beiträgen hochlade.

Fast zwei Stunden später brechen wir auf. Ein paar Punkte stehen heute noch an: Tauschen und duschen. Schon gestern haben wir uns überlegt, wo wir etwas besonderes tauschen könnten. Das Wetter ist recht wechselhaft, deshalb sind auch wenige Leute im Freien. Niemand, den wir ansprechen, spricht eine Sprache, mit der wir uns verständlich machen könnten.
Unterwegs ein paar Holzspielzeuge am Straßenrand, regensicher verpackt in Plastiksäcken. Wir halten an, aber die aufgerufene Summe passt einfach nicht zu dem, was wir zu bieten hätten. Wir wollen auch am letzten Tag rallyekonform bleiben, weshalb wir uns bedanken und weiterfahren. Eine Art Trödelmarkt wäre eine Option, aber auch so etwas ist nicht zu finden.

Mittlerweile rollen wir auf der E28 dahin, die Entfernung der Grenze wird merklich kürzer. Wir schrauben unsere Ansprüche an einen Tauschgegenstand herunter. Bisher haben wir beim Tauschen  nie darauf geachtet, dass wir uns vom Wert her steigern, sondern eher darauf, dass es etwas landestypisches ist. Das wollen wir auch beim letzten Tausch so weiter zu führen, wir wollen nicht gewinnen und müssen deshalb hier nicht auf Punkte achten. Ab und an halten wir am Straßenrand an, wenn wir Leute stehen sehen, aber niemand spricht Englisch oder Deutsch.
Überall stehen Kinder oder Erwachsene und verkaufen Blaubeeren, Pilze oder Honig. Elisabeth überlegt, ob wir nicht ein paar Kilo Blaubeeren für Marmelade kaufen sollten. Bei einem dieser Stände halten wir an. Elisabeth macht den Fehler, als erstes zu fragen, ob wir auch in Euro bezahlen können. Kein Problem, bekommt sie zur Antwort. er möchte dann aber 5 Euro für ein Glas voll, der Inhalt dürfte weniger als ein Kilo sein. Das erscheint uns im Vergleich zum übrigen Preisgefüge in Polen doch sehr hoch, weshalb wir ohne Beeren weiter fahren.

An einem Honigstand sehen wir Gläser, die mit weißem Honig gefüllt sind. Das wäre evtl. auch ein Tauschgegenstand, überlegen wir uns und halten an. Der Verkäufer spricht gut deutsch – Halleluja, der erste in diesem Land. Seine Mutter kommt ursprünglich aus den neuen Bundesländern, erklärt er uns.
Wir hingegen erklären die Rallye und die Tauschaufgabe, bevor wir fragen, ob er zu einem Tausch bereit wäre. Nach kurzem Zögern stimmt er zu und wir entscheiden und für den weißen Honig als Gegenleistung für unsere Bücher. Deal! Wir erfahren auch, dass es Rapshonig ist. Somit haben wir  nicht nur alle Tauschaufgaben erfüllt (bis auf Russland, wo wir ja nicht waren), wir hatten ein nettes Gespräch und auch gleich ein Mitbringsel für unsere Nachbarn, die in Deutschland unser Haus hüten.

Heute morgen beim Einkleben haben wir das Roadbook nochmals durchgelesen und dabei bemerkt, dass wir eine der ersten Aufgaben vergessen, bzw. verdrängt haben: Macht euer Auto zu etwas besonderem, fahrt so ins Ziel und versucht die anderen Teilnehmer davon zu überzeugen, für euer Auto zu stimmen. Wir überlegen, was wir haben und was wir daraus machen können. Unser nict genutzes Fliegennetz können wir nutzen. Dazu braucht es nich ein paar Stöcke und ein wenig Grünzeug. Das finden wir neben der Straße im Wald.

Vor Stettin gelangen wir auf die Autobahn, ein letztes Mal noch füllen wir den Tank und unsere Getränkevorräte auf. Dann geht es über die Grenze zurück nach Deutschland. Zwischen 16:00 und 17:00 Uhr sollen wir am Ziel sein, die Strecke ist noch weit, aber heute dürfen wir ja die Autobahn nutzen. Mit 130 km/h sind wir weitaus schneller als die letzten 14 Tage unterwegs. Ein paar Teams überholen wir, jeder hupt und winkt. Keine Konkurrenz- sondern eher eine freudige Stimmung zwischen den Teams.

Elisabeth nutzt den Umstand, dass wir in Deutschland sind und so auch wieder Datendienste am Smartphone haben dazu, nach einem Hotel in der Nähe der Ziellinie zu finden. Nicht um dort zu übernachten, sondern um zu duschen. Die andere Alternative wäre ein Rastplatz an der Autobahn.
Sie fragt, ob es möglich wäre und fügt an, dass es auch in den anderen Ländern während unserer Reise möglich war. Natürlich sind wir bereit, dafür zu bezahlen. Der Spa-Bereich ist unseren Gästen vorbehalten, erhalten wir als Antwort. Aber dazu eine Empfehlung mit einer Telefonnummer.

Jetzt brauche ich meine Beifahrerin aber erstmal in der Funktion als Navigator. Denn wir sind schon am Hamburger Stadtrand angelangt und müssen ohne Navi bis ins Zentrum. Das gelingt uns auch, wir erreichen die Straße neben dem Parkplatz und halten dort an, um unser Auto aufzuhübschen. An der Dachreling bringen wir vier Stöcke an, an denen wir oben einen Rahmen aus weiteren Stücken mit Kabelbindern befestigen. Darüber das Netz, woran wir das Grünzeug und ein Schild befestigen, welches Elisabeth während der Fahrt vorbereitet hat: Viking Lodge – four poster bed in the bosom of nature (Vikinger Lodge – Ein Himmelbett am Busen der Natur) genau das war unser Focus die letzten Tage.

So gepimpt fahren wir 10 Minuten nach 17:00 Uhr über die Ziellinie – Elisabeth legt sich demonstrativ in unser Bett. Freudig werden wir von ‚Maschine‘ willkommen geheißen. Wir bekommen einen Parkplatz zugeteilt und die Info, wo wir das Roadbook abgeben können. Dort merken wir, dass wir den Bierkasten vergessen haben, worauf ich den ganzen Weg zurückgehe, um den zu holen. Wieder zurück stellen wir fest, dass der Kilometerstand im Roadbook auch noch fehlt – diesmal geht Elisabeth. Zwischenzeitlich werden die Punkte aus unseem Roadbook in ein Notebook übernommen und um die Jurypunkte ergänzt.

Elisabeth kümmert sich um die Nummer wegen dem Duschen. Eine Fahrradrikscha sucht nach Kunden und ist bei der Suche nach der Adresse behilflich. Ich habe erstmal nichts zu tun und unterhalte mich mit anderen Rallyeteilnehmern. Kristina, die Auszubildende von den alternativen Jugendwerkstätten kommt auch dazu – wir haben uns während der Tour angefreundet. Mehr als 30 Jahre Altersunterschied – das spielt hier keine Rolle. Die AJW sind ja eines unserer Spendenprojekte, an Kristina sehen wir, dass wir die richtige Wahl getroffen haben. Dann kommt Elisabeth auf mich zu: Schnall schnell, wir dürfen kostenlos duschen – wir nehmen die Rischka. Schnell ist das Duschzeig aus dem Auto geholt und wir im Fond der Rischka. Die anderen Teams schmunzeln, wir erklären, das wir duschen müssen, sonst können wir uns den Anderen nicht zumuten. Die Fahrt geht einen Berg hoch, ca. 2km weiter zu einem Hotel. im dritten Stock befindet sich ein Fitness-Club, wo wir tatsächlich kostenlos duschen dürfen. Wir bekommen sogar Handtücher angeboten. Elisabet ist einfach unglaublich, wenn es darum geht, so etwas zu organisieren. Zusammen haben wir als Team auf dieser Rallye perfekt funktioniert und uns gegenseitig ergänzt.

Zurück gehen wir zu Fuß. Als wir wieder am Parkplatz sind, sind die Teams schon am Veranstaltungsort. Nur ein paar Leute vom Orga-Team stehen noch da. Ein kurzer Plausch, wir sind entspannt. Ihr habt doch immer wild gecampt, werden wir gefragt. Dann müsst ihr unbedingt zur Siegerehrung. Das wollen wir ja eh, mir springtr ein Gedanke durch den Kopf, dass alle Teams, die das gemacht haben, einen Preis bekommen.

Bis wir die Duschsachen ins Auto gebracht haben, sind alle weg. Wir gehen hinterher und erstmal am Lokal vorbei. Als wir durch die Tür treten, beginnt Maschine gerade mit der Moderation zur Siegerehrung.

Wir bugsieren uns durch in die hintere Ecke, von daher kann man ein wenig von der Bühne sehen. zuerst wird das Team mit den meisten Kilometern geehrt, dann das Team mit dem besten Tausch – die Chasing Elks aus München.
Dann wird unsere Startnummer aufgerufen. Wir gehen auf die Bühne, wo wir unser Roadbook bekommen und den Titel ‚Wild Camping Champignon‚, wir sind das einzige Team, dass wirklich an allen Tagen wild campiert hat. Möglicherweise hat die Fußballweltmeisterschaft den Ein oder Anderen ins Hotel gelockt.

Während wir uns durch die Menschenmeng zurück in unsere Ecke schlängeln, wird das Team mit dem am schönsten gepimpten Auto geehrt. Hier trifft es das Team, für das auch wir gestimmt haben. Die Jungs haben sich wirklich Mühe gegeben.

Nun beginnt die eigentliche Siegerehrung. Maschine erklärt, das zwischen dem dreitten und dem zweiten Platz nur ein Punkt liegt und auch der erste Platz nur wenige Punkte Vorsprung hat – quasi ein Kopf an Kopf Rennen.

Dann wird der dritte Platz aufgerufen. Wieder fällt unsere Teamnummer und unser Teamname. Wir schauen uns erstmal ungläubig an. Damit haben wir nicht gerechnet. Wieder zwängen wir uns unter Beifall durch die Menge nach vorne. Maschine erinnert sich noch daran, als wir ihm am Start unseren Teamnamen erklärt haben – das wir sagten, dass unser Schwerpunkt nicht auf dem Gewinnen, sondern bei den Hilfsprojekten liegt.
Elisabeth bekommt einen pokal überreicht, Händeschütteln und Umarmung von den Veranstaltern auf der Bühne. Ich sage ein paar Worte, klappe unser Roadbook auf mit dem Bild vom Libero und sage, dass wir den natürlich reparieren und wie geplant nach Rumänien einem Kinderheim spenden. Tosender Applaus, als wir von der Bühne gehen. Viele gratulieren uns, klopfen uns auf die Schulter, wollen einen Blick ins Roadbook werfen. Man freut sich mit uns. Elisabeth ist ergriffen und muss eine Träne verdrücken.

Auch der zweite Platz bekommt einen Pokal, die Jungs, die den ersten Platz gemacht haben, zusätzlich noch eine Medallie.

Die sind auch in unserer Ecke, wir gratulieren uns gegenseitig, dann klopft mir jemand auf die Schulter. Ihc drehe mich um und traue meinen Augen nicht: Mario und Jürgen, die 2011 die Allgäu-Orient Rallye mitgefahren sind, stehen da und gratulieren uns ebenfalls. Die sind extra wegen uns angereist. Aber nicht nur aus Esslingen, sondern von Esslingen aus über Neubrandenburg. Bis wenige Wochen vor dem Start war als Ziel ja Berlin geplant. Deshalb haben die Beiden frühzeitig im Tropical Island ein Hotelzimmer gebucht. Als das Zeil nach Hamburg umgezigen wurde, konnten sie das nicht mehr absagen, weshalb sie erst dahin und von dort nach Hamburg gefahren sind.
2011 habe ich Marios Startplatz bekommen, sonst wären wir wohl nicht bei der AOR und vielleicht auch nicht beim BSC mitgefahren. Das freut uns natürlich ganz besonders.

Wir wollen noch etwas essen gehen, schließlich haben wir das Mittagessen ausfallen lassen. Mario will gerne gleich hier nebenan in die Skybar im 20. Stock eines Hotels. Macht Sinn, dass wir da zuerst hingehen.
Unten in der Lobby muster man uns und weist uns darauf hin, dass es dort oben Dresscode gibt. Am wenigsten ppasse wohl ich dazu. Nur eine Jeans, das Rallye-T-Shirt und Crogs, weil ich nach dem Duschen keine Zeit mehr hatte zu wechseln.
Wir fahren dennoch hoch, Mario gibt mir seine Jacke. Die muss ich aber schon vor dem Eingang wieder abgeben. Elisabeth geht mit dem Pokal voraus, ich mit dem Roadbook zwischen den Jungs. Der junge Mann am Empfang mustert uns kurz, dann drückt er ein Auge zu und lässt uns rein.
Wir suchen uns einen Tisch, der Ober fragt, was es mit dem Pokal auf sich hat und freut sich mit uns. Vier Alkoholfreie Cocktails und ein atemberaubender Blick über die Skyline von Hamburg beim Sonnenuntergang – schöner kann so ein Tag nicht ausklingen.

Als wir wieder unten sind, ist es schon spät. Wir beschießen, ein Stück aus der Stadt zu fahren, dann zu essen und auf einem Parkplatz zu nächtigen – wild campen sind wir ja gewohnt. Mario und Jürgen wollten eigentlich im Auto im Parkhaus schlafen, schließen sich uns aber an. Bis wir unser Himmelbett vom Auto gemacht haben, haben sie ihr Auto geholt und wir fahren gemeinsam los.
Das Abendessen findet in Form von je einer Bockwurst mit jeweils unterschiedlichen Beilagen statt – es ist schon nach Mitternacht, alles andere hat schon zu.

Dann fahren wir weiter auf einen kleinen Parkplatz, wor wir beide Autos hintereinander parken, die Betten herrichten und schnell einschlafen.

Fred: