Allgäu-Orient-Rallye 2012

Unser Reisetagebuch

Nachdem das Abenteuer nun zu Ende ist, habe ich den Blog umgedreht, der chronologische Verlauf macht es dem Leser einfacher, unsere Geschichte nach zu empfinden. Ein paar Bilder sollen die Stimmungen transportieren.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

28.04.2012 Oberstaufen – Melk   (Elisabeth)

Nach einem Jahr, in dem wir – nach der Rallye ist vor der Rallye gelebt – haben, unsere Hilfsprojekte und die ganz normalen Rallyevorbereitungen gemacht haben, geht’s jetzt endlich los.

Gestern Abend bei der Vorstartparty und bei der Einschreibung der Rallyeteams wurde schon bekannt wie wir an das Roadbook kommen…

mit dem Lift auf den Berg, mit dem Alpencoaster runter und dazwischen im Klettergarten irgendwie das Roadbook finden… das wird ja spannend!

Der Wecker klingelt um 6.00 Uhr, nach einem kurzen Frühstück mit Kuchen, Tee und Instantkaffee und einer kurzen Teambesprechung geht’s los.

Wie auch im letzten Jahr starten die Teams über eine Startrampe,nach dem Weißwurstfrühstück und mehreren Ansprachen , erfreulicherweise alle sehr kurz, fahren die ersten Autos los.

Auch wir rücken auf, und rücken auf und rücken auf…und werden nachdem der Scorpio und der rote Volvo problemlos ihre Rallye-Konform-TÜV-Aufkleber bekommen haben, wie erwartet mit dem Illinger/A.U.F. Volvo vom Prüfer angehalten….“Jaaa, der ist aber wirklich weit über den 1111 Euro ( Lieber Herr Musmann, das hatte ich ja bereits beim Abholen des Autos erwähnt 😉 Was machen wir denn da?“….Unser erstes Argument, dass wir ja im letzten Jahr einen Cinquecento hatten und dieser bei der TÜV Prüfung schwer beleidigt wurde und wir sozusagen noch einen Bonus haben. hat leider nicht gefruchtet. Unser zweites Argument, dass wir ja wirklich echt nichts für dieses Auto bezahlt haben( nochmals herzlichen Dank an Fa. A.U.F. und das wirklich super nette und tüchtige Team ) hat er auch nicht gelten lassen….Nach einigem Hin und Her meinte der Prüfer, ob wir denn damit einverstanden wären, wenn er ein wichtiges Teil aus dem Auto entfernt und wir das dann in BAKU wieder bekämen, den schließlich würden ja w i r dann nicht mehr das Auto fahren… ja…. dann wird er uns diese Plakette geben..Was bleibt einem denn auch übrig, wir haben zugestimmt. Der Prüfer langt ins Fenster rein und zieht den Knopf der Lautstärkeregelung am Radio ab, grinst ein bissl und klebt die Plakette drauf ( Liebe AUF Familie.. ich hoffe eure Steine poltern beim Lesen genauso wie meine runter )…

Endlich…. schnell zu den anderen Teams aufholen. Während Fred mit dem Scorpio bereits auf der Rampe steht und ein paar salbungsvolle, erklärende Worte über das Team spricht, steckt Mario vom letztjährigen Team 17, ein Grinsen im Gesicht, seinen Kopf ins Fenster rein…“ Ich hab gehört eiuch ist ein wichtiges Teil abhanden gekommen!“ jaja…denke ich, wer den Schaden hat,….

da gibt er mir aber euch schon was in die Hand… er hat ( wie er das nur geschafft hat???) den Radioknopf ausgelöst und nun ist unser Auto wieder vollständig ( Danke Mario!!)…

Beim Fahren über die Rampe setzen beide Volvos hinten und vorne auf… aber unsere Autos müssen sich ab jetzt, wie auch wir, an eine gröbere Gangart gewöhnen.

Nach der Rampe bekommen wir noch 4 Hörgeräte ( die müssen mit nach Jordanien genommen werden ), Wasser (das dürfen wir selbst trinken ), T-Shirts (übrig geblieben vom Berlin Marathon ), und noch Musikinstrumente. Nachdem wir selbst ein Keyboard und eine Melodica dabei haben, fällt die „Zugabe „ für uns moderat aus…eine Triangel, eine Fingercymbal, und Plastikmundharmonikas. Maria aus unserem letztjährigen Team hat uns in jedes Auto eine Überraschungstüte gereicht ( Danke Maria )

Nach kurzer Fahrt sind wir auch schon beim Sessellift angelangt und genießen die Auffahrt mit schlüsselblumenübersähten Bergwiesen, blauer Himmel, Sonnenschein . Oben angelangt legtUrs, den wir zu unserem Klettermaxe auserkoren haben, den Klettergurt an und bekommt eine Einweisung. Auf geht’s zum braunen Bär ( so heißt der Parcour ) und Urs beginnt den Aufstieg zu den goldenen Kugeln. Mit dieser bekommen wir dann unser Raodbook ausgehändigt. Urs meistert den Klettergarten mit Bravour und schon bald haben wir das Raodbook inder Hand., natürlich schauen wir alle mal rein und durch und eine erste Tagesaufgabe ist dann auch ein Foto auf der Alpencoasterbahn, die wir benutzen dürfen/müssen… und d a s hat wirklich sehr viel Spaß gemacht

Unten angekommen müssen wir uns noch ins Gästebuch der Alpsee Bergwelt eintragen, dann unterschreiben wir alle die Regeln der Allgäu-Orient-Rallye und stellen erleichtert fest, dass wir jetzt nurmehr nach Missen in die Schäfflerbrauerei fahren müssen, um ein 6-er Pack Bier einzuladen. Diese 6 Biere müssen im Laufe der Rallye eingetauscht werden, bzw. verschenkt an Bürgermeister oder Zollbeamten. Um etwa 12.30 Uhr machen wir uns entgültig auf den Weg nach Baku.

Nachdem einen und anderen Verfahrer überqueren wir die Grenze nach Österreich in Braunau.

In Ried fahren wir eine AVIA Tankstelle an, die Autos werden betankt und wir gehen noch auf einen Kaffee ins Bistro. Nachdem wir bezahlt haben meinte Markus, dass hier schon eine Gelegenheit wäre das erste Schäfflerbier einzutauschen..die sehr nette Besitzerin hat sich auch gleich zum Biertausch bereit erklärt, denn es war ja auch eine gute Gelegenheit, dass sie anschließend alle neugierigen Fragen ihrer sonstigen Gäste beantworten konnte… so bekamen wir also ein Rieder Weißbier, sogar mit einem Preis ausgezeichnet, ein nettes Gespräch, einige Unterschriften und ganz zum Schluss ein Sixpack für die weitere Reise, sozusagen eine wundersame Biervermehrung.

Auf unserem weiteren Weg durch die milde Sommernacht (18 bis 22 Grad) wurden wir in Enns von 2 sehr netten Polizeibeamten angehalten, wohl eher auch aus Neugierde, denn die Kontrolle der Papiere und die Nachfrage nach eventuellem Alkoholkonsum war sehr kurz gehalten, das nette Gespräch dafür umso länger. Schon am ersten Tag nette Begegnungen…so soll es bitte weitergehen.

Nach 555 km stellen wir unsere Autos auf dem Parkplatz direkt hinter Kloster Melk ab, einen besseren Platz können wir gar nicht finden. Schnell ist das Nachtlager gebaut, der Kilometerstand dokumentiert und die Augen geschlossen.

Gute Nacht Welt!

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

29.04.2012 Melk – Biled (Fred)

Es ist noch früh am Morgen, als sich die einzelnen Teammitglieder aus ihren Schlafsäcken schälen. Die einem im Zelt, die anderen im Auto – ich hatte einen Campingstuhl unter die Plane gestellt, die ich zwischen den Autos gespannt hatte.
Auf der Motorhaube wird der Gaskocher angeworfen und das Frühstück aufgebaut. Schon wenig später brodelt das Wasser und der Tee treibt die Kühle der Nacht und die Müdigkeit aus den Körpern.
So gestärkt können wir die heutige Tagesetappe angehen. Wir liegen gut in der Zeit und sind für den ersten Tag schon weit gekommen. Sollte also eigentlich ein lockerer Tag werden. Schnell sind die Zelte und sonstiges Gepäck verstaut und bevor die ersten Gäste den Parkplatz aufsuchen, geben wir diesen wieder frei. Wenn .. ja wenn der rote Volvo angesprungen wäre. Gut zureden half ebensowenig wie das Starthilfekabel. Erst nachdem der Scorpio ihn an die Abschleppstange nahm, konnten wir ihn wieder zum Leben erwecken.
Es war schon gegen Mittag, als wir eines der bekannten Fast-Food-Tempel aufsuchten. Nicht unbedingt, um zu essen, sondern weil es dort ein freies WLAN gibt. Vorher war Markus, der heut Vormittag die Spitze unserer kleinen Kolonne bildete, schon an einigen anderen Fast-Food-Lokalen vorbeigefahren, seine Abneigung gegen diesen Konzern ließ ihn wohl die Aufforderungen per Funk überhören.
Wir mussten ja Kontakt zu Mischa aufnehmen, der mit dem Geschenk-Astra samt Hänger unterwegs war. Durch die späte Kontaktaufnahme waren wir schon zu weit voraus, so dass wir den Grenzübergang nach Ungarn als Treffpunkt verabredeten, wo wir dann einige Zeit auf Mischa warten mussten.
Flugs wurde der Hänger an Elisabeths Volvo umgehängt, da stecken fast doppelt so viele Pferdchen unter der Motorhaube. Der Genzübergang war reine Formsache. Wir haben die Wartezeit genutzt, um die Fahrzeugbesatzungen einmal neu durchzumischen, doch schon kurze Zeit später zeigte sich der Scorpio nicht so recht damit einverstanden und streikte mitten auf einer stark befahrenen Straße. Mit vereinten Kräften haben wir ihn auf einen Parkplatz geschleppt, wo ich mal unter die Motorhaube geschaut und die üblichen Verdächtigen kontrolliert habe.
Ich konnte ihn zwar wieder zum Leben erwecken, aber immer, wenn ich an der Kreuzung vom Gas ging, starb der Motor ab. Automatik und Gasgeben – das ist nicht jedermanns Sache, weshalb ich das Problem kurzerhand zur Chefsache erklärt und den Rest des Tages das Steuer des Scorpios übernommen habe.

Wenig später entdecke ich ein altes russisches Vrekehrsflugzeug hinter einer Tankstelle. Als Technikfreak war natürlich klar, dass ich mir das aus der Nähe anschauen musste. So wurde eine kurze Pause eingelegt und die Maschine begutachtet. Gleich daneben wurde ein Mobilkran aufgebaut, der Fahrer sprach deutch und erklärte uns, dass der Flieger versetzt werden solle. Wir haben vorher noch einen ‚Spuren‘-Aufkleber angebracht und das obligatorische Bild gemacht. An der Tankstelle nebenan konnten wir nicht nur die Tanks füllen, wir fanden auch noch eine nette Frau hinter der Kasse, die ein Bier mit uns getauscht hat – wieder eine Rallyeaufgabe erledigt.

Ungarn ist recht flach und so kommt einem die Zeit unendlich lange vor – als es dunkel wird, erst recht. Adam Czonti ruft an und fragt nach, wann wir in etwa ankommen werden, eigentlich wollten wir geplant um diese Zeit schon dort sein. Ich erzähle ihm von unserem Problem mit dem Scorpio, der uns immer wieder zu langen Zwangspausen zwingt und vereinbare mit ihm, dass wir uns melden, wenn wir die Grenze nach Rumänien passieren. Von da aus sind es dann noch ca. 50Kilometer.
Wir durchfahren mal wieder eie Ortschaft und mal wieder streikt der Scorpio. Ich leuchte mit der Taschenlampe den Motor ab und kontrolliere das Öl – keine besonderen Auffälligkeiten. Als Markus das sieht, zieht er auch bei senem Volvo den Ölstab und fragt ob ich Öl dabei hätte. Habe ich, denn als ich den Scorpio geschenkt bekam, lag ein voller 5l-Kanister im Kofferraum. Den bekomme ich dann mit ca. 1l Inhalt zurück und verstehe ein Stück weit, weshalb der Volvo heute Morgen nicht anspringen wollte.
Beim Ford kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass es an der Zündung liegt. Ob nun Zündspule, Verteiler, Kabel oder Kerzen, hier und in der Nacht mag ich nicht anfangen zu schrauben. Als der Scorpio wieder anspringt, halte ich ihn auf Drehzahl und so kommen wir bis zur rumänischen Grenze. Nach den Kontrollen und dem Kauf der Vignetten braucht es nochmal einige Zeit, bis er wieder anspringt. Weil mein Handy leer ist, bitte ich Markus, bei den Czontis Bescheid zu geben, dass wir endlich in Rumänien sind. Warum er das nicht macht – ich weiß es nicht.
Es dauert dann doch noch fast zwei Stunden, denn die Strecken, bis der Scorpio streikt werden immer kürzer. Als wir endlich in Bilded angekommen sind, biege ich eine Straße zu früh ab – als ich es bemerke und umdrehen will, geht er aus und nicht mehr an. Hundegebell ringsum, Anlassergeorgel – bis wir uns entscheiden, ihn an die Schleppstange zu nehmen und so die letzten 200 Meter zum Deutschen Forum zu überbrücken.
Adam Czonti mact uns auf und fragt mich ärgerlich, weshalb wir ihm nicht wie vereinbart Bescheid gegeben haben. Ich kann ihn gut verstehen, denn Rumänien ist eine Stunde weiter als Deutschland, es ist bereits kurz nach 2:00 Uhr früh. Meine Entschuldigung nimmt er dann doch an und ich spüre, dass er sich freut, uns wiederzusehen.
Ich bin zu k.o. um das extra für uns hergerichtete Abendessen genießen zu können (es gibt Sarmale – rumänische Krautwickel) und gehe bald ins Bett – in etwas mehr als 3 Stunden muss ich ja schon wieder raus.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

30.04.2012 Biled (Elisabeth und Fred)

Als wir am Sonntag Abend, bzw. am Montag ganz am Morgen so gegen 2.00 Uhr endlich in Billed ankamen, nachdem der Scorpio unterwegs an diversen Punkten, wie mitten in der Kreuzung, vor auf und hinter Bahnübergängen, vor Ampeln und an sonstigen unguten Stellen nicht mehr ansprang, hat er 200 Meter vor Ankunft ganz den Geist aufgegeben. Urs schleppt uns noch bis in den Hof bei den Csontis, die bereits seit etwa 8 Stunden auf uns warten.

*** Fred:
Ich bin viel zu kaputt, um mich noch unterhalten zu können. Nachdem der Scorpio auf Drehzahl gehalten werden musste, habe ich ihn die ganze Strecke gefahren, Automatik und Drehzahl, das ist nicht ganz so einfach. Jetzt will ich einfach ins Bett, denn in vier Stunden muß ich wieder raus.
Mit der Grenze zu Rumänien haben wir ja einen Längengrad überschritten, die Uhren werden eine Stunde vorgestellt. So stehe ich um 6:00 Uhr unserer Zeit schon wieder auf.
Wir packen die Sachen für die Schule und den Kindergarten in die beiden anderen Autos um und beraten uns, wie wir vorgehen. Elisabeth hat ein schlechtes Gewissen den Csontis gegenüber und entscheidet sich dafür, in Biled zu bleiben und sich gemeinsam mit ihnen um die Reparatur des Scorpio zu kümmern. Urs bleibt als Unterstützung ebenfalls zurück.
Wir anderen vier fahren nach Timisoara und finden auch ohne Navi relativ einfach die Straße – allerdings nicht die Schule. Kurzerhand rufe ich die Rektorin, Frau Wolf an und bitte sie, uns zu lotsen. Wir wären schon zu weit, meint sie, so drehen wir halt um.Zwei Kilometer später an einer markanten Kirche stellt sie dann fest, dass wir in die falsche Richtung fahren, also nochmal umdehen.
Schließlich ist es geschafft, wir sind da. Extra für uns wurden ein paar Parkplätze vor dem Eingang freigehalten – ansonsten wäre es wohl schwer geworden. Frau Wolf begrüßt uns und auch die Dame von der Presse, die ich bestellt hatte, ist schon da. Wir laden die Notebooks aus und bringen sie in ein Klassenzimmer. Dort versammelt sich im Nu die ganze Schulleitung und der EDV-Techniker der Schule, die extra für uns heute in die Schule kamen – letzte Woche hatte das Kultusministerium kurzfristig den heutigen Tag als Brückentag erklärt und Ferien angeordnet.
Ich will für ein Übergabe-Foto ein paar Notebooks auf einen Tisch stellen. Der Techniker bekommt große Augen, als ich die auspacke und hilft mit. Liebevoll steckt er die zu Hause von mir entnommenen Akkus zurück an ihren Platz und verteilt die Geräte auf den Tischen. Dann stellen wir uns für das Pressefoto auf, anschließend werden wir ins Büro der Rektorin bugsiert, wo ein kleines Frühstück vorbereitet wurde. Wir erfahren von ihr, wie Schule in Rumänien funktioniert, parallel dazu werde ich von der Reporterin interviewed. Viel zu kurz die Zeit, wir wären gerne länger geblieben. Aber wir haben ja noch die Sachen für den Kindergarten. So dränge ich zum Aufbruch. Die Belegschaft der Schule unterschreibt auf unseren Autos, bedankt sich für die Geräte und wünscht uns eine gute Reise. Die Journlaistin fährt mit und zeigt uns den Weg zum Kindergarten.
Natürlich ist auch hier Brückentag – und auch hier ist das ganze Personal extra wegen uns gekommen. Wir entladen die Sachen und bringen sie in eines der Gruppenzimmer. Ein, zwei Fotos, Cornelia, die Leiterin, begrüßt uns und Mira übersetzt. So klappt der Informationsfluß hervorragend. Wir bekommen den Kindergarten gezeigt und erkläert, wie der hier so funktioniert. Im letzten Gruppenraum haben die Frauen ein gigantisches Frühstück vorbereitet. Eigentlich müssen wir weiter, wollen aber die Gastfreundschaft nicht enttäuschen. Also setzen wir uns hin und frühstücken ein weiteres Mal fulminand (Vorsichtshalber rufe ich Elisdabeth an, nicht dass man uns in Biled erwartet).
Cornelia kann es nicht fassen und fragt immer wieder, weshalb wir so etwas tun. In Rumänien gäbe es keine solchen Menschen wie uns. Ich mache den Versuch einer Erklärung, die von Mira überschwenglich übersetzt wird, so dass ich das Gefühl nicht los werde, dass sie viel mehr erzählt als ich gesagt habe.
Als Dankeschön haben uns Die Kinder und die Erzieherinnen ein Plakat gemalt und wir beschließen spontan, dass wir dieses an Elisabeth weitergeben, denn letztendlich hat sie 90% der Sachen organisiert, die wir übergeben haben.
Dann müssen wir uns auch hier verabschieden. Wieder einmal bekommen wir Grüße und Wünsche auf die Autos geschrieben, wieder mal ein herzlicher Abschied – wo sich noch vor einer Stunde Fremde zum ersten Mal begegnet sind.
Zurück in Biled hole ich mir den Status des Scorpio ab: Es ist die Verteilerkappe und ein Zündkabel, die verschmort sind und sich nicht reparieren lassen. Die Ersatzteile sind bereits bestellt, werden aber heute nicht mehr eintreffen.
Ich muß mich entscheiden, wie wir weiter vorgehen, denn bereits morgen haben wir einen Termin im Kinderheim in Bulgarien. Den Scorpio aufgeben will ich eigentlich auch nicht, denn den habe ich für einen symbolischen Euro geschenkt bekommen und versprochen, ihn dem guten Zweck zuzuführen. Ist ja auch nur eine Kleinigkeit, die leicht repariert werden kann.
Ich entscheide mich dafür, die Anderen voraus zu schicken und mit dem reparierten Auto nachzukommen. Besser wäre es, ein zweites Auto hier zu behalten, um im Falle, das etwas schief läuft, eine Alternative zu haben, denke ich. Den Gedanken verwerfe ich jedoch gleich wieder, denn ich möchte den Anderen die Chance geben, bei der Spendenübergabe dabei zu sein. Im Nachhinein wird sich herausstellen, dass dieses meine größte Fehlentscheidung während der ganzen Rallye war.
Eigentlich will ich Elisabeth mitschicken, da sie ja von der Timisoara-Aktion schon nichts mitbekommen hat, aber sie entscheidet sich ebenfalls dafür, zurück zu bleiben.

Da es aber am Nachmittag zu einer Zwangstrennung des Teams kam will ich doch über die Zeit in Billed ein bissl berichten.
Nach dem überstürzten, tränenreichen und traurigen Abschied von unseren Teamkollegen hat uns Herr Csonti 2 Fahrräder aus der Scheune geholt und hat mit uns eine Billed-Rundfahrt gemacht. Auf dem Friedhof ( den Herr Csonti verwaltet und pflegt ) hat er uns ein Siedlergrab gezeigt, der 1968 Verstorbene kam mit 8 Jahren mit den ersten Siedlern nach Biled. Die Banater Schwaben üben auf mich eine große Faszination aus. Sie leben das Mit- und Füreinander in einer sehr guten Art und Weise.

Im Dorf und besonders am Bahnhof habe ich mich um 50 Jahre in der Zeit zurückgesetzt gefühlt. In Rumänien berühren sich Mittelalter und Neuzeit…sagte Herr Csonti… Besser kann man es nicht ausdrücken.

Über den Besuch bei den Csontis zu Hause habe ich mich besonders gefreut und ich habe mich verliebt…und zwar in die zwei süßen Schweine die für Weihnachten gefüttert werden. Jetzt im Moment waren sie einfach nur niedlich und so wunderschön rosa. Billed wird durch eine Hauptstraße getrennt, deshalb ( ? ) gibt es auf jeder Seite einen Friedhof.Nur sehr wenige Straßen sind in Billed geteert, die anderen wie in meiner Kindzeit nur Dreck und Löcher, allerdings doppelt oder dreifach so breit und immerhin rechts und links Grünstreifen und Bäume. Da Herr Csonti auch im Handball in vielerlei Hinsicht aktiv ist, durfte natürlich der Handballplatz nicht fehlen. Als Überraschung sind wir dann noch zu einer Pizza eingeladen worden. Die wurde uns, wie anscheinend in Rumänien üblich, mit diversen Soßen serviert und hat super lecker geschmeckt..
Mit ganz vielen Gedanken im Kopf sind wir dann eingeschlafen, da noch völlig erschöpft von der anstrengenden Fahrt am Vortag.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

01.05.2012 Gestrandet in Billed   (Elisabeth)

Der 1. Mai, Dienstag ist natürlich auch in Rumänien ein Feiertag. Da wir in Billed keine Internetmöglichkeit haben, hat ein Freund in Deutschland nach Möglichkeiten gesucht, wie wir, falls das mit dem Auto doch nicht klappt, nach Istanbul kommen könnten  ….hier nochmals ganz lieben Dank an Martin. Wir haben die Möglichkeiten einer Zugfahrt eruiert, immer wieder über alles nachgedacht, geredet und auch bedauert nicht doch die Entscheidung getroffen zu haben den Scorpio aufzugeben,so dass wir mit dem Team das Kinderheim in Bulgarien besuchen können.
Um nicht ganz zu verzweifeln haben  wir begonnen die im Roadbook für den Ararat geforderte Arche im Maßstab 1:200 zu bauen. Liebe Kollegen im Krankenhaus…ihr glaubt gar nicht was man mit Cast alles machen kann… inclusive die Hose steif machen  !!!…die Arche lässt sich später auf Bildern bewundern., immerhin mussten wir ein Zwischendeck und ein Überdeck reinbasteln…. leider hat sie noch keinen Schwimmtest machen könnnen, da es in Billed keine entsprechende Wasserfläche gibt.

Fam. Csonti hat uns nicht nur zum Frühstück wunderbar verköstigt, sondern auch den Kühlschrank gefüllt, so dass wir jederzeit bei einsetzendem Hungergefühl uns versorgen konnten. Am Nachmittag sind sie mit uns, hauptsächlich auch um uns auf andere Gedanken zu bringen, nach Timisoara gefahren, haben mit uns ein Fest zum ersten Mai besucht, wo wir lecker gegessen haben. Anschließend haben wir noch eine umfangreiche Stadtführung bekommen und zu guter Letzt die neu erbaute Julius-Mall besucht.

So haben wir an einem Tag erlebt, was Herr Csonti uns anfangs sagte: Mittelalter und Neuzéit – alles an einem Tag.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

02.05.2013 Aufholjagd von Biled nach Bulgarien (Elisabeth)

Früh werde ich wach. Hoffentlich kommt heute das Ersatzteil. Es ist schwer für mich zu warten.Gegen 11.00 Uhr halte ich es nicht mehr aus und wir fahren mit dem Fahrrad in die Werkstatt. Dort laufen mir die Tränen, denn noch immer ist das Teil nicht da. Fred hat Mitleid mit dem Monteur, der wirklich alles versucht und und untröstlich ist, dass ich so fertig bin.
Das Warten wird zur Qual… irgendwann der Anruf: Die Teile (Verteilerkappe und Zündkabel) sind da, passen aber nicht. Fred fährt mit dem Fahrrad hin zur Werkstatt.
Gemeinsam mit dem Monteur finden sie eine Notlösung.. bauen aus den neuen und den alten Teilen etwas funktionierendes zusammen… Um 16.00 Uhr fährt der Scorpio bei Csontis auf den Hof…
Keine 10 Minuten später machen wir uns auf den Weg. Adam und Roswitha sind so wunderbare Menschen, geben uns viel positive Energie und die Überzeugung mit, dass wir bestimmt rechtzeitig in Istanbul ankommen und nehmen uns das Versprechen ab, nichts zu riskieren… wir versprechen eine sSMS zu schreiben, wenn wir es geschafft haben… ihre Unterstützung tat und tut wahnsinnig gut..
Über Timisoira. Lugoj, Deva, Sebes, Sibiu, Ramnicu Valcea, Pitesti, Bukarest fahren wir nach Ruse.
Es ist anstrengend, besonders zwischen Sibiu und Pitesti, im Dunkeln durch enge Täler mit viel LKW-Verkehr, keine Zeit zum Anhalten, nur kurz für einen Fahrerwechsel.
Vor Bukarest fahren wir ein kleines Stück Autobahn, kurze Zeit wenigstens beim Fahren ein wenig Entspannung.
In Bukarest ist viel los, auch wenn es inzwischen schon weit nach Mitternacht ist. Wir fahren durch Straßen mit riesigen elektronischen Werbeflächen und heller Beleuchtung, aber auch auf Straßen mit wenig, oder gar keiner Beleuchtung. Auf der Ausfallstraße nach Ruse sind am Straßenrand viele kleine Garagenmärkte. Es ist ein wenig beklemmend und ich bin froh, als wir dann an einer modernen hellen Tankstelle tanken können und dort auch noch etwas zu essen bekommen. Wir sind schon sehr erschöpft, denken aber, dass wir zumindest bis nach Bulgarien fahren sollten.
An der Grenze finden wir kaum noch genug Energie das Grenzfoto zu machen, aber ganz wollen wir das Reglement der Rallye doch nicht außer Acht lassen.
Auf dem ersten Parkplatz hinter Ruse versuchen wir ein wenig zu schlafen, was uns auch schnell gelingt, nachdem die Hundemeute das Bellen eingestellt hat.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

03.05.2013 Bulgarien – Istanbul (Elisabeth)

Knapp zwei Stunden später kriechen wir wieder aus dem Kofferraum, strecken uns kurz und fahren los..
Die Weiterfahrt durch Bulgarien, besonders auch in den frühen Morgenstunden, ist landschaftlich wunderschön. Ich bedauere sehr, dass wir dieses Jahr, wie auch im letzten, keine Zeit haben, mehr von diesem Land kennenzulernen.
In der Ebenen vor der türkischen Grenze verfahren wir uns… irgendwie stimmen aber auch die Straßen nicht mit den vorhandenen Landkarten überein :-)… Dann finden wir von der Schlaglochpiste wieder auf eine vernünftige Straße zurück. Um zu tanken, fahren wir ein kleines Dorf abseits an und stehen unmittelbar vor der griechischen Grenze. Mir war gar nicht bewusst, dass wir so nah an Griechenland vorbeifahren.
Bislang kommen wir gut voran und auch an der türkischen Grenze geht es für uns schnell. Wie lange es aber für die am Ende der langen Schlange stehenden LKW dauern wird, mag ich mir gar nicht vorstellen.
Nach der Grenze fahren wir die Landstraße D100, die fast direkt zur blauen Moschee führt.. es ist eine wunderbare Strecke, kein Verkehr, ein Dahingleiten mit schönen Ausblicken.
Einmal machen wir eine Pause, da es sehr warm ist, müssen wir einfach etwas Kaltes trinken und auch – da bislang noch immer ohne Frühstück – etwas essen.
Wir kommen gut voran und langsam verdichtet sich der Verkehr. Fred bietet mir den Fahrerwechsel an, aber ich möchte mir selbst beweisen, dass ich fähig bin, den Istanbuler Verkehr zu meistern.
Im letzten Jahr sind wir in der Nacht angekommen. Jetzt ist es früher Nachmittag und war der Verkehr in der Nacht noch irgendwie normal, ist er jetzt bereits in den äußersten Bezirk Istanbul schon heftig.
Bei uns ist es unvorstellbar, wie dort Verkehr funktioniert. Zum Beispiel ist die Straße über lange Strecken 3-spurig (also 6 Fahrbahnen), in der Mitte ein hoher Zaun, der eigentlich die Fußgänger daran hindern soll, die 6 Fahrbahnen zu überqueren. Findige Menschen haben aber Löcher in den Zaun gemacht und Holz- oder Steinstufen hingelegt um die Leitplanke besser überwinden zu können. Das bedeutet, zwischen all den Spuren überqueren Fußgänger die Straße.. dann gibt es noch eine sehr breite in Gegenrichtung verlaufende, nur durch eine Linie getrennte Straße, auf der alles mögliche in alle möglichen Richtungen fährt und parkt …
Mitten im Verkehrsfluss halten die Dolmus auch auf der zweiten Spur und Menschen steigen aus und ein.
Die offiziellen 3 Spuren werden häufig in 5 Spuren befahren, das ist aber nicht nur so, wenn Stau ist, sondern auch im fließenden Verkehr und es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Autofahrer von der ganz linken Spur nach rechts abbiegt, nach dem Motto, die werden schon bremsen. Kurzum… ich bin nass geschwitzt, will aber n i c h t aufgeben… leider verpasse ich die richtige Abzweigung und um nicht auf die große Bosporus Brücke zu kommen, fahre ich erst Mal kurzerhand von der großen Straße runter (irgendwie sind wir auch nicht mehr auf der D100, aber wann das passiert ist, ist uns nicht klar),um nun in völlig verstopften kleinen Straßen zu stehen, eingezwängt zwischen Fahrzeugen, deren Fahrer nichts gegen Fahrzeugkontakt haben, den Gebrauch ihrer Hupen exzessiv betreiben, dazwischen Straßenhändler, die dir vom Tempo über Spielsachen so einiges verkaufen möchten…
Nach etwa 2stündiger Irrfahrt über steile, enge, mit Waren aller Art vollgestopften Straßen, glattem Kopfsteinpflaster…Autoschlangen, die uns zum Umdrehen zwingen.. wirklich hilfsbereite Menschen, die uns aber oft in völlig verschiedenen Richtungen schicken, auch immer mal wieder über eine Brücke, was sich dann doch als falsch erweist…. gebe ich verzweifelt und mit stinkender Kupplung in einer engen Straße, die in drei Sackgassen endet, den Fahrerplatz an Fred ab..Ich bin fix und fertig mit der Welt.
In diesen Gassen haben die meisten Geschäfte so 1-2 Parkplätze, die durch ein Seil abgetrennt sind und wenn man als Kunde dieses Geschäft aufsucht, wird einem der Parkplatz zur Verfügung gestellt. Das macht meist ein junger Mann, der eben nach Rücksprache mit dem potentiellen Kunden das Seil zur Seite räumt, oder auch nicht : )
Einer hat Mitleid mit uns und lässt uns auf solch einen Parkplatz halten (hinter uns ein Hupkonzert) um uns dann auf einer Karte zu zeigen, wo wir genau sind und wo wir genau hin müssen. Dabei stellt sich raus, dass wir nur ein Stück weiter am Bosporus entlang fahren müssen, um auf den richtigen Hügel zu kommen. Erst mal auf dem richtigen Hügel, finden wir auch schnell das Fahrerlager vor der blauen Moschee.Inzwischen ist es früher Abend und ich will nur noch eine Dusche, etwas zu essen und schlafen.
Das gestaltet sich schwierig, da die Unterlagen über das Hotel bei unseren Teammitglieder sind.. dank Information über Handy, machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Auf Grund all der Probleme der letzten Tage gestaltet sich die Team-Zusammenfindung (trotz Versuch einer Aussprache) sehr schwierig, so geht das Team also auch an diesem Abend weiter getrennte Wege… Fred und ich zum Essen und frühzeitig in das wenig einladende Zimmer zum Schlafen, das restliche Team zum feiern. Ich bin traurig und sehr enttäuscht.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

04.05.2012 Istanbul – Izmit (Elisabeth)

Obwohl ich in der Nacht kaum geschlafen habe, wache ich früh auf. Das ist nicht besonders schlimm und auch nicht besonders verwunderlich, den das Hotelzimmer, in welchem wir zu sechst geschlafen haben, ist nicht so besonders einladend. Dafür bietet das Hotel eine Dachterrasse, auf der zu dieser frühen Stunde und wahrscheinlich auch sonst nicht, niemand zu finden ist. Alles wirkt ein bissl heruntergekommen, aber der Blick ist traumhaft. Ich schaue genau auf den Topkapi-Palast, also auch viel grün, auf malerische Häuser, andere wunderbare Dachterrassen, auf Straßen, in denen so früh morgens noch nicht viel los ist und natürlich auf den tiefblauen Bosporus. Diese paar Minuten sind eine Entschädigung für den gestrigen Tag, der uns viel abverlangt hat.
Ich nutze die Zeit, bis die anderen vom Team aufstehen und schaue mir die alte
Unterirdische Zisterne (Yerebatan Sarnici
) an. Es sind von unserem Hotel nur 10 Minuten zu Fuß und auch dort so früh keine Warteschlangen und wenig Menschen. Immer wieder beeindruckt mich die Leistung der Menschen aus frühen Tagen. Immerhin wurde die Zisterne im 6 Jhdt. errichtet. Es ist wie eine versunkene Welt., friedlich, geheimnisvoll, fast mystisch und wunderschön. Es ist ein großes Glück, dass ich so früh da war.
Mit den Medusenköpfen sind noch ältere Elemente aus irgendeinem Tempel verbaut. Ich frage mich unwillkürlich was diese alten Steinköpfe schon alles erlebt und gesehen haben.
Es gibt 12 Reihen Säulen, jeweils 28 Stück, dadurch ergeben sich verblüffende Durchsichten, hohe Gewölbe, perfekt gemauert und immer wieder in meinem Kopf die selbe Frage…Wie konnte die Menschen früher so was zu Stande bringen.
Für ein gemeinsames Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg zum Hotel. Zumindest das Frühstück ist sehr gut.
Obwohl es nicht weit ist, nehmen wir das freundliche Angebot des Portiers an und lassen uns mit dem Hotelbus zum Sultan Ahmet Platz, dort stehen unsere Autos, fahren.
Ein wenig schadenfroh bin ich schon, dass auch der Fahrer es nicht schafft wirklich bis zum Platz zu fahren ( da es mir gestern Abend genauso und noch viel schlimmer gegangen ist ). Wir steigen also ein gehöriges Stück vor dem Platz aus und eigentlich ist es nicht viel näher, als wenn wir gleich vom Hotel aus gelaufen wären.
Am Nachmittag ist der Start vorgesehen, davor muss ein Teil der Teams ihre Musikinstrumente abgeben und alle das Lied „Olmas Olmas“ singen. Ich habe bereits zu Hause mit meiner türkischstämmigen Schwägerin geübt, aber wie so oft bei Volkslieder, gibt es mehrere Möglichkeiten der Interpretation… naja… mal sehen.
Vorher gehen Fred und ich noch in einen Hamam. Da es letztes Jahr schon nicht geklappt hat, ist
d a s einer meiner großen Wünsche.

Obwohl bei der gestrigen Team-Aussprache noch alle mitgehen wollten, ist es doch heute so, dass wir beide allein gehen. Der erhoffte Neuanfang als Team gestaltet sich also eher schwierig.
Das Erlebnis und die Massage im Hamam ist wunderbar.
Während wir vom Hamam zu den Autos gehen, ruft der Muezzin, die Straßen sind gefüllt von knieenden, betenden Männern, sie knien nicht nur auf Teppichen, sondern meistens auf Kartons und ich bin fasziniert auch davon, was Menschen für ihren Glauben auf sich nehmen.
Da heute Nachmittag der le Mans-Start sein wird und es wieder, wie auch im letzten Jahr zum Hafen der Bosporus-Fähre geht, entschließt sich Fred vor dem Start an die Fähre zu fahren um zu Fotografieren und zu Filmen. Leider entschließt er sich dafür ein zu spät, muss er doch wegen der für die Rallye gesperrte Strecke anhalten und sieht auch uns nunmehr an sich vorbei „rasen“.
Für das Roadbook ist die Ankunftszeit am Schalter wichtig und so fahren wir ohne Fred und ohne Ford auf die Fähre, ein Problem gibt es mit dem Team Foto auf der Fähre, da leider Fred nicht mehr mit auf diese Fähre kommt und ich alleine gelassen werde, da ich mitbekommen wollte, ob es Fred auf die Fähre schafft.
Im asiatischen Teil warten w ir dann auf Fred und da heute keine weitere Roadbook-Aufgabe mehr erfüllt werden muss, fahren wir mit vielen anderen Teams nach Izmit, wo in einem Park das Nachtlager für die Rallye möglich sein soll… möglich sein soll, bedeutet, dass die Polizei uns einmal stadtauswärts dann die ganze Schlange wieder umdrehen doch wieder stadteinwärts… also insgesamt hin und her schickt, bis dann endlich doch klar ist wo wir die Autos abstellen dürfen.
Da wir schon vorher beschlossen haben die Nacht in den Autos zu verbringen, bleibt nur noch die Suche nach einem Lokal um zu Abend zu essen.
Gleich hinter der Uferpromenade finden wir auch ein schönes Lokal, leider spricht dort niemand Englisch. Trotzdem können wir uns darauf einigen im Garten zu essen, ein bissl verwundert sind wir schon, zeigt uns der junge Mann doch lediglich einen Rasenplatz unter einem schönen Baum, allerdings vergeht keine Minute und ein vollständig gedeckter Tisch für 6 Personen wird aus dem Lokal getragen, schnell die Stühle dazu gestellt und schon können wir bestellen.
Erst nachdem wir alle gegessen haben und Corinna und ich den Fisch abgelehnt haben ( weil wir bereits von den üppigen Vorspeisen satt waren ), was den Kellner schwer irritiert hat, stellen wir fest, dass wir für alle das Menü bestellt haben und natürlich war dann auch die Irritation des Kellners verständlich.
Es hat es sehr sehr gut geschmeckt und wir haben das bezahlt was uns berechnet wurde.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

05.05.20134  Izmit – Bogazkale (Elisabeth)

Nachdem wir, wie die meisten Teams, die Nacht im Auto, ( nur Petja schläft im Zelt ) verbracht haben sind wir schon früh wach. Es soll heute nochmal ein Stück zurück zu einer Rennstrecke gefahren werden, dort ein Rennen gefahren um dann am Abend in Bogazkale zu sein. Es sind in etwa 500 km.
Am roten Volvo ist allerdings der Auspuff ab und deshalb entschließen wir uns lieber eine Werkstatt zu suchen, die den Auspuff schweißt und dann die 500 km anzugehen.
Noch in Izmit machen Fred und Urs einen scharfen Rechtsschwenk und fahren ein Autohaus in einem Industriegebiet an.
Auf Nachfrage wird uns mitgeteilt, dass in diesem Haus nicht repariert wird, da die eigentliche Reparatur Werkstatt ein paar Straßenzüge weiter weg ist. Sofort fährt uns ein Mitarbeiter voran, so dass wir problemlos die Werkstatt finden.
Natürlich haben wir wieder einige aufmerksame Zuschauer und kleine Geschenke machen ihnen Freude.
Der rote Volvo wird kurzerhand über die Grube gefahren. Wir, besonders Fred, sind ganz fasziniert von der großen Geschicklichkeit des jungen Mannes. Er schweißt einfach ein herumliegendes Stück Rohr in den Auspuff…. Fertig.
Die Bezahlung müssen wir im Autohaus machen, deshalb geben wir dem Schweißkünstler ein T-Shirt und eine Mütze und natürlich muss er auf den Autos unterschreiben.
Zurück im Autohaus, werden wir alle in eine große Lounge zum Tee gebeten, auf dem Weg dahin werden wir so ungefähr jedem vorgestellt, der da arbeitet.
Es gibt ein großes Fotoshooting jeder mit jedem, die 13-jährige Elif ( Nichte des Hauses und zur Zeit in Ferien ) muss ihre Englisch-Kenntnisse zum Besten geben und danach, große Überraschung, spricht der Chef in gutem Deutsch mit uns. Er hat mehrere Jahre in Frankfurt gelebt.
Nach einer halben Stunde lebhaften Gespräches haben wir noch die 15 Euro für die Reparatur bezahlt und ein Foto mit allen Mitarbeitern vor Autohaus und unseren Autos gemacht.
Solche Begegnungen sind einfach unbezahlbar und wunderschön.
Auf guten Straßen und einer wundervollen Landschaft geht es dann Richtung Sakarya, Düzce, Bolu, Kursunlu, Kizirlirmak, Sungurlu.
Da wir nicht wissen wie groß Bogazkale ist , beschließen wir bereits in Sungurlu unsere Finanzen aufzubessern und holen Geld für den Rallyegeldbeutel.
Wie immer wird uns sofort Hilfe angeboten.
Da es bei Ankunft in Strömen regnet, beschließen wir ein Hotel zu suchen. Im ersten Hotel wird uns ein preis genannt der für Die Rallyeregeln viel zu hoch ist…. nach dem der dritten Hotelnachfrage stellen wir fest, dass es eine Art Absprache gibt zwischen den Hoteliers, die auch mit Hilfe des OK’s nicht zu verändern geht. Mit dieser neuen Erfahrung erscheint der Preis des ersten Hotels gar nicht mehr so hoch, leider ist inzwischen das letzte Zimmer vergeben. Allerdings empfiehlt man uns noch ein weiteres Hotel ein klein wenig außerhalb und Fred und Markus machen sich gleich auf den Weg und Allah-sei-Dank bekommen sie noch 2 3-Bett-Zimmer. Mit großer Erleichterung flüchten wir vor dem massiven Regen und nach einer kleinen Weile gibt es sogar heißes Wasser in der Dusche..
so richtig eingestellt auf den Rallye-Ansturm sind die Hotels ja dann doch nicht… natürlich trägt auch der Regen dazu bei, dass viele Teams eine trockene Unterkunft dem Zelt oder dem Auto vorziehen.
Nach Dusche und Abendessen wollen wir alle nur mehr schlafen.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

06.05.2013 Bogazkale – Samsung (Elisabeth)

Wie immer bin ich früh wach und mache mich schon mal auf den Weg zum Frühstück. Langsam trudeln alle Teammitglieder ein.
Da es weiter die ganze Nacht geregnet hat, gibt es Überlegungen die Chinesenrallye nicht mit zu fahren. Da so eine Entscheidung naturgemäß eher schwierig zu treffen ist, einigen wir uns darauf zunächst mal zum Startplatz zu fahren.
Dort ist schon einiges los und so recht weiß auch niemand wie es weiter geht, denn nachdem alles so durchnässt ist, erhöht sich die Unfallgefahr und das sieht auch das OK so . Deshalb gibt es eine Strecke, die nicht so schwierig ist , die im Roadbook angegebene Strecke kann zwar auch gefahren werden, aber da wir bereits zwei angeschlagene Fahrzeuge haben,einigen wir uns drauf sozusagen das Mittelding zu fahren und dabei und große Vorsicht walten zu lassen und uns vor allem nicht von aufrückenden „Rasern“ drängen zu lassen.
Es ist viel los, es wird gefilmt, interviewt und Reden gehalten und ziemlich plötzlich wird dann das erste Mal die Startflagge geschwungen. Wir sind bei den ersten Teams am Start ( so richtig geregelt war das alles nicht :-)… eine Aufgabe ist es den „Unterirdischen Gott“ zu fotografieren.
Um das Bild machen zu können, fahren wir einen kleinen Stichweg hoch, am Ende ein winziger Parkplatz auf dem schon viele Rallyeautos stehen und ein ziemliches Chaos herrscht, da ja immer wieder Autos nachkommen. Wir haben insgesamt Glück, dass wir noch vor dem Parkplatz wenden können und so schon wieder in der richtigen Richtung stehen und so können wir, nachdem Fred und Markus die Fotos gemacht haben, gleich wieder loslegen.
Trotz der nassen Wege und der zum Teil stark abfallenden Straße ist es super. In den kleinen Dörfern stehen die Bewohner, vom Kleinkind bis ins hohe Alter, an der Straße, winken uns, haben Freude daran, dass da so Verrückte mit bunten Autos durch ihre Dörfchen fahren. So ganz kann man sich dem Rallye-Renn-Fieber auch nicht entziehen, aber alle drei Autos haben die Strecke, ohne weiteren Schaden zu nehmen, geschafft. Gerne wäre ich ausgestiegen, hätte mich „unterhalten“ oder kleine Geschenke verteilt, ich muss gestehen, dass das durch das „Rennfieber“ nicht möglich war. Im nach hinein sehr schade.
Da wir die kurze Strecke gefahren sind, konnten wir das letzte Stück Strecke bis Corum auf einer zweispurigen Straße fahren, die extra für die Rallye gesperrt ist ( das stell sich mal einer in Deutschland vor :-)… na ja alle viel zu schnell, aber wo sie doch extra für uns gesperrt ist…!

In Corum hat man für die Rallye Teilnehmer großes Programm gemacht. Es sind viele Schulklassen da, Essensstände, Folklore Aufführungen und der kostenlose Eintritt ins Museum, in welchem man, wie Ben Hur, einen Streitwagen fahren kann ( macht großen Spaß).

Leider ist es aus Gründen, auf die ich nicht eingehen möchte, in Corum zu einem Streit im Team gekommen. Woraufhin Fred und ich zunächst alleine die Strecke nach Samsung fahren, so dass sich die Gemüter beruhigen können, um Abends in Samsung eine Aussprache im Team machen zu können.
Bei dieser Aussprache ist es dann zum endgültigen Bruch im Team gekommen.
Ab jetzt fahren also Fred und ich alleine weiter.
Als letzte gemeinsame Aktion übergeben wir die mitgebrachten Musikinstrumente, den Wimpel an den Sportminister der Türkei übergeben wir dann schon getrennt.

Eine große Überraschung für die Teamchefs ist die Einladung des Gouverneur der Provinz Samsung Hüseyin AKSOY auf eine große Yacht zum Abendessen.
Des Nächtens auf dem schwarzen Meer zu schippern, die Lichter von Samsung und ein hervorragendes Abendessen, das war wohl ziemlich toll.
Am Nachmittag sind sehr viele begeisterte Samsunger auf den Platz gekommen, wie immer, viel Freude beim Unterschreiben auf dem Auto.,Gespräche mit Händen und Füßen und Brocken in allerlei Sprachen.
Abends wird dann getanzt, so wohl bei traditioneller türkischer Musik, als auch bei der Beschallung vom Oriental Proms Team.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 07.05.2012 Samsung – Trabson   (Fred)

Gegen 6:00 Uhr wache ich auf. Im Scorpio schlafe ich weitaus besser als gedacht, trotzdem bin ich meist früh munter. Die Morgentoilette gestaltet sich diesmal recht komfortabel, denn keine 20m von unserem Startplatz entfernt befindet sich ein kleines Gebäude, das Toilette und eine Mikro-Moschee beherbergt.  Deshalb gibt es auch in der Toilette drei Sitze mit Waschmöglichlkeit, die diesmal aber nicht der rituellen Waschung der Gläubigen, sondern der Reinigung der Rallyeteilnehmer dient.

Außer uns ist kaum jemand wach, so gibt es auch kein großes Gerangel. Wir beschließen, diesmal den Kocher eingepackt zu lassen und unterwegs zu frühstücken.
Die Tagesetappe ist mit 240km eher entspannt, und ebenso wollen wir diesen ersten Tag zu zweit angehen. So rollen wir vom Parkplatz und machen uns auf den Weg nach Trabson.
Nachdem wir Samsung hinter uns gelassen haben, sehen wir Sandstrand auf der linken Seite. Wir suchen eine Möglichkeit um zu drehen (die Fahrspuren sind mit einem Grünstreifen getrennt) und eine günstige Strelle für einen Halt. Dann gehen wir runter an den Strand, genießen den weichen, schwarzen Sand und das Rauschen der Wellen, die sich am Ufer brechen. Unzählige Muscheln und Handtellergroße Schneckengehäuse säumen den Strand, wir sammeln einige davon auf und legen sie dem Willi in den Koffer.
Nur schwer können wir uns losreißen, setzen dann aber doch unsere Fahrt fort.
Nachdem wir einige Möglichkeiten zum Frühstücken rechts liegen gelassen haben, lacht uns eine Bäckerei in Orlu an, während wir daneben an der Ampel warten. Flugs rechts abgebogen und den Scorpio vor der Bäckerei geparkt. Seitlich davon gibt es eine Art Wintergarten mit Stühlen und Tischen. Wir setzen uns, worauf sich bald eine Tür öffnet. Die Chefin fragt, ob wir Cay oder Nescafe möchten und ob es ein großes oder ein kleines Glas sein soll. Während der Tee zubereitet wird, wählen wir in der Bäckerei ein paar Leckereien aus, die wir anschließend zusammen mit dem Cay serviert bekommen.
Natürlich ist unser bunt beklebtes und beschriebenes Auto nicht unentdeckt geblieben, so fragt sie uns nach unserem Woher und Wohin. Wir versuchen das zu beantworten scheitern aber an der Sprachbarriere. Aber nur kurz. Als wir im Reiseführer ein paar Vokabeln zusammenkratzen, entwickelt sich eine lebhafte Konversation. Wir sprechen deutsch, sie türkisch, mit Händen und Füßen wird gefuchtelt und alsbald versteht jeder, was der Andere sagen will. Sie war auch schon mal in Deutschland mit ihrem Mann, erzählt sie uns. In der Nähe von Mannheim. Als Beweis zählt sie in deutsch von eins bis acht. Ihr Schwager lebt noch immer dort, erfahren wir. In Stuttgart arbeitet er, beim Autobauer mit dem Stern.
Der Tee ist alle und auch das Backwerk haben wir verzehrt. Sie verschwindet kurz und kommt mit zwei neuen Cay und zwei brötchenänlichen Teilen zurück. Geht auf’s Haus, sagt sie. Wir sind bereits satt und so wandert das Backwerk in den Reiseproviant. Während wir die zweite Tasse genießen, kommt ein weiteres Rallyeteam vorbei, einer springt raus und holt ein paar Brote, dann schnell weiter.
Wir genießen es, mal Zeit zu haben. Zeit, um fremden Menschen zu begegnen und ein wenig an deren Leben teilhaben zu dürfen.
Dann denken auch wir ans Weiterfahren, gehen in den Laden um zu zahlen. Die Chefin begleitet uns zum Auto und bestaunt die vielen Unterschriften, die sich bereits darauf gesammelt haben. Wir holen einen Stift heraus und laden sie ein, auch einen Gruß zu hinterlassen, was sie auch gerne tut. Auch ihr Mann und ihre Tochter, die während unseres Frühstücks immer mal wieder auf ein paar Worte und Gesten bei uns vorbeigeschaut haben, bekommen den Stift und hinterlassen ihre Spuren auf dem Scorpio. Ich hole die Sofortbildkamera aus dem Wagen und mache zwei Bilder von Auto, Bäckerei, der Familie und Elisabeth. Als ich die überreiche, freuen die sich sehr, jemand verschwindet nochmal in der Backstube und kommt mit einer Tüte Gebäck frisch aus dem Backofen zurück, die wir auch noch mitnehmen müssen. Zusätzlich gibt es die Telefonnummer des Schwagers in Stuttgart mit der Bitte, dass wir ihn nach unserer Rückkehr anrufen und erzählen sollen – von der Rallye und von uns. So kann die fehlende Information aufgrund der Sprachbarriere über den Umweg Deutschland dann doch noch übermittelt werden.
Die Weiterfahrt nach Trabson ist abwechslungsreich, die Landschaft beeindruckend. Es ist neblig, manchmal fallen ein paar Tropfen.
Im Roadbook steht, dass wir in den Hafen fahren sollen, um dort einen Fisch zu angeln. Ein Koch soll ihn vor der Zubereitung wiegen und das Gewicht ins Roadbook eintragen.
Die Suche nach dem Hafen jedoch gestaltet sich schwierig. Es gibt mehrere davon, man lässt uns aber nicht rein, weil niemand Bescheid weiß, weil es ein Zollhafen ist etc. Zweimal fahren wir alle möglichen Parkplätze ab, finden jedoch keinen Hinweis auf die Rallye. Elisabeth reagiert und ruft den Nadir an. Der meint, der Parkplatz sei hinter dem Flugplatz – da waren wir aber schon. Dann halt nochmal, denken wir. Kurze Zeit später klingelt das Handy erneut. Wir müssen zum Ayasofia Muzeum, teilt er uns mit, also umkehren und an das andere Ende der Stadt. Aber auch das kommt uns komisch vor, niemand da und der Parkplatz viel zu klein für so viele Fahrzeuge.
Wiederum fragen wir bei Nadir an. Der verspricht einen Rückruf. 10 Minuten später kommt ein weißer BMW vorbei, drei wichtig aussehende Männer steigen aus und suchen umher. Unser bunt beklebter Scorpio fällt auf, sie kommen auf uns zu und fragen – natürlich in türkisch – ob wir hier irgendwelche Rallyeautos gesehen haben. Wir SIND das Rallyeauto versuchen wir zu erklären, die Herren haben eher OffRoader erwartet. Dann bedeuten sie uns, ihnen zu folgen. Es geht wieder runter und rein in die Stadt. Wir müssen an der Ampel drehen, weil auch hier der Mittelstreifen begrünt ist und fangen auf die Art tatsächlich noch drei Jeeps ein. So fahren wir als erste auf den vorgesehenen Parkplatz ein – an dem wir vorher mangels Kennzeichnung schon mehrfach vorbeigefahren sind.
Während die Boliden eine Wagenburg für das Nachtlager aufbauen, stelle ich mich an die Straße und winke den vorbeifahrenden Fahrzeugen zu, deute ihnen den Weg zum Parkplatz – zumindest bis so viele da sind, dass man es von der Straße aus erkennen kann.
Daraufhin halten wir uns einen Dolmus an, um in die Stadt zu fahren und nach einem günstigen Hotelzimmer zu suchen – duschen wär mal wieder angesagt und in Puncto WLAN sind wir sowieso weit im Verzug. Diese kleinen Busse, die kreuz und quer durch die Städte fahren sind eine gro0artige Sache: Man hebt die Hand, schon hält einer an. Man sagt, wohin man möchte und schon geht es los. Das Ganze für 1,5 Lira pro Person.
Das erste Hotel ist zu teuer, dort empfiehlt man uns aber ein Rallyekonformes nur 100m entfernt. Wir werden uns handelseinig und checken ein. Dann geht es – natürlich per Dolmus –  zurück zum Parkplatz. Weil wir das nicht beschreiben können, nennen wir den Namen Hajasophia muzej, worauf der Fahrer ein entsprechendes Schildchen in die Windschutzscheibe legt und losprescht. Natürlich nicht wie erwartet auf der Straße, auf der wir uns befinden, sondern alsbald abbiegt und den Berg hoch fährt. So landen wir ein zweites Mal am Museum, es sind aber nur 300m bis runter zum Parkplatz.
Nun machen wir uns an die Aufgabe mit dem Fisch. Die Idee dazu: Wir gehen zum Hafen und fragen einen Fischer, ob er mit uns rausfährt und uns zeigt, wie man es richtig macht.
Auf dem Weg zum Hafen beobachten wir einen Schwarm Delpine, die ihre Kreise im schwarzen Meer ziehen.
Kaum am Hafen angekommen, entdecken wir eine Toilette – Elisabeth hat schon lange drauf gewartet. Bei den Damen fehlt die Tür. Dann geh ich halt zu den Herren, meint sie. Hier ist die Tür aber abgeschlossen. Als edler Ritter 😉 biete ich an, mich als Türersatz in die Öffnung zu stellen und niemanden, noch nichtmal einen Blick hineinzulassen. Dem drigenden Bedürfnis geschuldet, nimmt Elisabeth das Angebot an. Kaum stehe ich wie ein Fels in der Brandung im Türrahmen, schon kommt jemand um die Ecke – mit der Tür in der Hand. Die Information gebe ich an Elisabeth weiter, sie glaubt es mit natürlich erst, als sie den Ort des Geschehens verlässt. Bevor irgendein Blicklen sich vielleicht doch an mir vorbeistehlen kann, gebe ich dem Mann ein Zeichen, worauf er in angemessenem Abstand stehen bleibt und auf die Freigabe des besetzten Gebietes wartet.
Manche der Bootsschuppen sind offen, die Fischer flicken ihre Netze. Unsere Fragen scheitern an der Sprache. Hinten dann finden wir ein Lokal mit vielen Männern, teetrinkend und Karten spielend. Wir fragen auch da – auch hier das gleiche Problem. Dann hat Elisabeth die Idee, ihren Neffen anzurufen, der türkisch spricht. Dem erzählt sie unser Anliegen, worauf die das Handy jemandem in die Hand gibt. Der wiederum reicht es weiter an einen Mann, der gerade angekommen ist. Dieser spricht ein paar Worte türkisch und beendet das Gespräch dann mit den Worten: Kein Problem mein Freund, ich kann den Beiden helfen.
Na ja, wir haben alles versucht, er hat übersetzt und mit den Fischern diskuiert. Letztendlich mussten wir dann doch unverrichteter Dinge abziehen – man braucht eine Genehmigung der Polizei dafür.
Auf dem Heimweg haben wir ein Fischlokal aufgesucht und wenigstens einen Fisch gegessen, wenn wir schon keinen gefangen haben. Wirklich lecker und mit weniger als 10 Euro für zwei Fische, Salat und Getränke auch noch günstig.
Zurück am Parkplatz haben wir mit Unterstützung des Team 60 dann doch noch einen Fisch gefangen und die Roadbookaufgabe lösen können – satt geworden wäre allerdings nichteinmal einer von uns. Nachdem der Fisch gemessen und im Roadbook eingetragen war, haben wir ihn an ein Team verschenkt, die gerade den Grill angeheizt hatten.
Wir haben uns dann auf den Weg ins Hotel gemacht, denn morgen geht es früh los – es wartet eine Marathon-Etappe auf uns.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 08.05.2012 Trabson – Ararat – Kars   (Elisabeth)

Der Wecker klingelt heute um 5.30 Uhr… es liegt eine lange Etappe vor uns. So laut und hektisch Trabzon am Abend war, in der Nacht ist es unglaublich ruhig und dunkel. Als allerdings der Muezzin ruft ist es vorbei mit dem Schlaf..
Ohne Frühstück aber guter Laune sind wir um viertel nach 6 auf der Straße.
Erst geht es noch am Schwarzen Meer entlang auf leerer großer Straße, kurz vor Rize biegen wir in Richtung Erzerum ab. Die Straße wird schmal und folgt einem engen Tal.Stetig steigt sie an bis auf   Höhe , neben uns ein Wildbach und viele viele Teefelder. Diese Gegend wird auch die Schweiz der Türkei genannt und das trifft es ziemlich gut. Oben am Pass  liegt noch viel Schnee..Wie es hier wohl im Winter aussieht. Ich empfinde die Landschaft als atemberaubend.  Nachdem wir noch eine zweite Bergkette überwunden haben geht es stetig bergab bis nach Erzerum. Wir durch frequeren große Täler in denen Bergflüsse mäandern, die Bäume fangen gerade erst an zu blühen und auf den nassen Wiesen blühen ganz viele Sumpfdotterblumen.
Erzerum liegt in einem weiten Tal durch das eine breite mehrspurige Straße führt, so kommen wir gut voran. Übrigens ist es wieder die altbekannte 100
Wir entschließen uns bis  Agri zu fahren in der Hoffnung vielleicht doch einen Blick auf den Ararat werfen zu können, aber es trübt immer mehr ein.Vor Agri fahren wir noch zur Sicherheit eine Tankstelle an, wie immer Freude über unser Auto,  unterschreiben, Cay und ein Büro im 50 iger Jahre Stil mit verschlissenem Sofa, riesigem Schreibtisch und darauf 3 Kartenlesegeräte….Fred macht ein Foto mit den stolzen Besitzern der Tankstelle. An den Häusern sieht man große Haufen mit Dung-Briketts, da es hier nur wenig Holz gibt, eine sehr  gute  Alternative und… die Wiesen bleiben sauber.
Auf der Karte führt eine gelbe Straße von Agri nach Kazmanned  Fred meint, dass das schon zu schaffen ist…Ehrlich gesagt kommen mir auf dem weiteren Weg Bedenken… Die Straße entpuppt sich als besserer Feldweg, große Hirtenhunde verbellen uns immer wieder, riesige Schlaglöcher, kleine Dörfer mit skeptischen aber freundlichen Bewohner. Bei einer Gruppe kleiner Mädchen, welche aus den Häusern gelaufen kommen bleiben wir stehen und geben ihnen ein paar Kleinigkeiten. Das Gekicher ist groß und die Mütter rufen besorgt, aber mit einem Lächeln verschwinden die Sorgenfalten.
Ich habe inzwischen große Ängste ob wir hier jemals wieder herauskommen…. da wir ja alleine unterwegs sind, ist auch die Angst vor einer Panne groß.  Fred ist ganz ruhig und gelassen, der Hirte, welchen wir zu Rat ziehen, meint dass der Weg so passt und freut sich über ein kleines Taschenlämpchen. Gott sei Dank wird anscheinend langfristig eine größere Straße gebaut, das sieht man an den neuen Stützmauern und der verbreiterten Matschpiste. Dieser Weg ist bei Weitem schwieriger als die Chinesenrallye in Bozekurt.   Nicht ein einziges anderes Rallyeteam hat sich diesen Weg ausgesucht und meine Hoffnung, dass wenn wir oben am Pass sind einen Ararat-blick erhaschen zu können, bestätigt sich leider auch nicht…..immer weiter steigt der Weg an und es gibt auch hier noch große Schneefelder….Einmal sieht man in der Ferne einen langen Anstieg….oben dicke Wolken… laut Karte und Kompass  könnte das der Ararat sein… auch das Bild in unserem Reiseführer erhärtet dieses Theorie…sicher bin ich allerdings nicht.
Auf der Passhöhe haben wir einen Wahnsinns-Ausblick, hinter uns graue Wolken vor uns Blauer Himmel, Sonne, Bergspitzen…und   tiefe Täler in eins müssen wir da wohl hinein. Fred bietet mir immer an wieder zurückzufahren…aber damit will er mich wohl eher aufmuntern. Beim Bergab fahren schlingern wir immer wieder im Matsch hin und her, jedes  mal rutscht mein Herz ein bissl mehr in die Hosentasche, inzwischen bete ich Allah, Gott und jede andere höhere Macht an ……
leider werde ich von keiner Gottheit erhört, denn nach einem lauten Knall hören wir ein unheilvolles Zischen und der Reifen ist platt, in Sekundenschnelle steht der Wagen auf der Felge…. Kofferraum ausräumen und Ersatzreifen montieren und hoffen, dass wir jetzt gut unten ankommen, wo immer das auch ist…….wir kommen an einem kleinen Dorf vorbei, hier ist anscheinend ein Zentrum der Dungbrikettproduktion, ein bissl riecht es auch danach…riesige Haufen Dungbrikettes…Die Menschen haben hier schon einen stark arabischen Einschlag, sind sehr dunkelhäutig mit großen dunklen Augen.  Endlich endlich kommen wir im Tal an..um 18.00 Uhr sind wir in Kars mit Polizeieskorde werden wir zum Fahrerlager gebracht. Es ist schon wieder einiges los, die Menschen zeigen großes Interesse an dieser Rallye, es wird viel gelacht und gestikuliert. Da es abends zu einem heftigen Gewitter kommt, ziehen wir doch ein schlechtes Hotel dem guten Auto vor.
Schade, dass ich den Ararat nicht gesehen habe, andere Teams hatten da mehr Glück und da ich immerhin da war, bekomme ich von einem netten anderen Team ein wunderschönes Bild von heute vom Ararat.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 09.05.2012 Kars – Georgien (Elisabeth)

Heute stehen wir mal ohne Wecker auf. Nach dem Frühstück im Hotel versuche ich ein Paket nach Deutschland aufzugeben. Fred macht sich auf den Weg um den platten Reifen flicken zu lassen.
Im Postamt habe ich Glück und ein netter Herr, der für ein paar Jahre in Nürnberg gearbeitet hat, ist mir behilflich. Ich möchte die Ritter-Brotschneidemaschine nach Hause schicken, denn es war nicht sicher, dass sie in das Kunstwerk eingeschweißt werden kann. Sie dazulassen ohne Sicherheit, bzw. mit der Möglichkeit, dass sie weggeworfen wird, habe ich nicht übers Herz gebracht, weil ich es einfach zu schade gefunden habe.
Liebe Ritter-Leute, die ihr die Maschine uns überlassen habt… Leider leider war es nichts mit dem Namen Ritter im Kunstwerk, dafür wird euch eine weitgereiste Brotschneidemaschine zurückgebracht. ( hier nochmals ganz lieben Dank an die Fa. Ritter, Gröbenzell ).
Fred war in der Zwischenzeit in soweit erfolgreich, dass er einen neuen Reifen gekauft hat, es blieb leider keine andere Möglichkeit.
Am Rallye-Fahrerlager angekommen waren Angaben für den weiteren Verlauf der Rallye angebracht. Zunächst wurde wieder einmal Olmaz Olmaz aufgeführt und einige andere Lieder.
Wir besprechen uns mit dem Rest des Teams und kommen zum Entschluß, auch die nächsten Tage getrennt zu fahren.
Dann  die Fahrt im Konvoi mit Polizeibegleitung in das kleine Dorf Kandahar, das ist der Geburtsort von Nadir vom Organisations-Kommitee.
Dort werden die Archen bewertet und zu Wasser gelassen. Nach der Bewertung (9 Punkte ) durch das OK ziehe ich Schuhe und Socken aus und wate in den Fluß.
mit einem kleinen Schubs schicke ich sie auf die Reise und sie schwimmmt, sogar sehr gut, vielleicht schafft sie es ja doch bis zum Ararat ( oder die Kinder ziehen sie hinter der nächsten Kurve zum Spielen an Land.).
In dieser Region sind in diesen kleinen Dörfern die Menschen noch unglaublich arm, für uns ist es sehr schwer zu verstehen, dass sie trotzdem so freundlich sind und zufrieden.wirken.
Ich kann mich nur erinnern, dass ich als Kind genauso wie diese Kinder hier, keinerlei Probleme hat barfuß durch Dreck, Matsch und den Hinterlassenschaften diverser Tiere zu laufen.
Im Zuge der Allgäu Orient Rallye hat Autoscout 10.000 Euro gespendet für ein Kindergesundheitszentrum, hier ist die Kindersterblichkeit noch sehr hoch.
So extrem wie in der Türkei habe ich bislang noch nicht erlebt, dass Mittelalter und Computerzeitalter aufeinandertreffen. In der Türkei hat fast jeder ein Handy, hier in diesem Dorf in dem es wahrscheinlich in 100 Jahrewn kein Festnetzanschluß geben wird auch ein Sicherheitsaspekt.
Die Teams machen sich auf den Weg zur Georgischen Grenze. In einem kleinen Ort machen wir Halt um einzukaufen…Ekmek (Brot ), Tomaten, Oliven, Schafkäse, Wasser und Orangen.
Als ich aus dem Geschäft raus komme kann ich vor lauter Menschen unser Auto nicht mehr sehen. Fred mittendrin, alle wollen unterschreiben und als jemand kommt der ein wenig deutsch kann, werden viele Fragen gestellt und beantwortet. Jemand bringt ein Tablett mit Tee und stellt sie auf das Dach des Scorpio, alle möchten gerne fotorafiert werden.
Leider müssen wir los denn spätestens 16.00 Uhr sollen wir an der Grenze sein. Die Fahrt geht durch eine wirklich atemberaubende Landschaft. Mehrere Pässe sind zu bewältigen. Wie auch ium letzten Jahr haben wir hier nur gute Erfahrungen gemacht.
An der Grenze ist dann Geduld erforderlich. Der Rest des Teams kommt weit über eine Stunde später, erst dann können wir zusammen die Formalitäten abwickeln.
Aber im Gegensatz zum letzten Jahr sind die türkischen Grenzbeamte unglaublich schnell und auch ihre türkischen Landsmänner werden von ihnen ans Ende der Schlange geschickt-
Da wir alleine unterwegs sind und das später in Aserbaidschan ein Sicherheitsrisiko sein könnte, haben wir uns dem Team 60 angeschlossen. Klaus wollte ursprünglich bei uns mitfahren, hat dann aber selbst ein Team gemacht. Ich freue mich, Su und Klaus 2, die wir vom letzten Jahr kennen und in das Team 60 vermittelt haben freuen sich ebenso, mal Zeit mit uns zu verbringen.
Die Liebenswürdigkeit tut mir gut. Danke liebes Team 60..
Nachdem wir zusammen einen Plan geschmeidet und unsere Uhren um eine weitere Stunde vorgestellt haben geht es los in Richtung Tiflis. Die Nacht ist hier Nacht, eine winzig kleine Funzel zeigt uns eine Tankstelle an. Ganz bewußt haben wir in der Türkei nicht mehr getankt, hier kostet das Benzin nur ein Viertel, deshalb nutzen wir die Gelegenheit zu tanken.Ganz so einfach ist das nicht… Wir wollen mit türkischen Lira zahlen – um den Kurs muss noch verhandelt werden.
Ich genieße in dieser Zeit den Sternenhimmel… ich glaube diese Nacht werden wir im Auto verbringen müssen.
Da es ganz schwierig ist in dieser Dunkelheit zu navigieren, entschließen wir uns doch unser geplantes Ziel fallen zu lassen und lieber ein Hotel aufzusuchen. .Auch das nicht ganz einfach, schließlich fahren wir in den dunklen Hof eines Hotels…
Aus dem Nichts steht da ein Mann  und weist uns ein, nach einem Telefongespräch in Englisch schauen die Männer das Hotel an und schon sind wir für die Nacht allerbestens versorgt….10 Dollar pro Person. Überall wird schnell Licht gemacht, für alle noch was gekocht… schnell die Musik an und zum Tanzen aufgefordert… Endlich mal richtig unbeschwert sein….vielen Dank… es tut so gut !!

Gute Nacht Welt.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

10.05.2012 Georgische Grenze – Tiflis   (Fred)

Der Wecker klingelt heute um 6:00, die Abfahrt ist auf 7:00 angesetzt.  Ich bin gerade in der Dusche, als Günther klopft und fragt, ob wir schon wach sind. Frühstück gibt es erst ab 9:00 Uhr, weshalb wir darauf verzichten und erst unterwegs etwas essen wollen.

10 vor sieben gehen wir zum Auto und finden vier etwas mißmutige Menschen vor, die schon seit fast einer Stunde auf uns warten. Klaus und Gerold sind nich nicht da.
Schnell stellt sich heraus, dass ein Problem bei der Kommunikation um die Uhrzeit gestern die Ursache dafür war. An der Grenze haben wir die Uhr um zwei Stunden vorgestellt, so hat das Gerold zu Hause recherchiert. Als wir dann unterwegs festgestellt haben, dass die hiesigen Uhren eine Stunde später als unsere anzeigen, haben wir Tamara nochmal gefragt und unsere Zeiten korrigiert. Kurz vor dem Schlafengehen hab ich das am Tisch nochmal angemerkt, aber wir waren wohl alle schon recht müde, es ist wohl an den vieren vorbei gegangen.
Dann brechen wir auf, Wardzia ist das nächste Ziel, das wir ansteuern. Auf den Straßen schon emsig was los. Allerdings keine Autos, sondern eher Kühe und Ziegen, die auf die Weiden getrieben werden. Die Landschaft ist grandios, es hängt noch Nebel in der Luft, den die Sonne gerade aufzusaugen versucht. Schroffe Felsformationen und sanfte Hügel – alles dabei. Nur 20% der Fläche Georgiens ist für die Landwirtschaft nutzbar, der Rest sind Berge.
In Wardzia angekommen, kaufen wir uns eine Karte, ich zahle in Dollar und erhalte GEL zurück, zum ersten Mal georgische Währung in meinen Händen. Der Anstieg ist steil, wir sehen einen Lastenaufzug und scherzen, dass wir damit auf weniger anstrengende Weise hochkommen könnten.
Das Felsenkloster beeindruckt jeden von uns. Wir steigen, klettern, staunen, genießen. Auch die Felsenkirche ist offen, die Fresken sind atemberaubend. Elisabeth und Günther steigen in einen tiefen Gang, ein paar Glühlampen erhellen das Dunkel, während ich mir den Schweißtrafo genauer ansehe, mit dessen Hilfe Geländer gebaut werden, um das Areal für die Besucher sicherer zu machen. Plötzlich geht das Licht aus und die beiden stehen im Dunkeln. Es stellt sich heraus, dass zwei junge Mädchen das Licht eingeschaltet hatten, um aus einer Zisterne im Inneren des Berges Wasser zu holen. Die Kirche wurde wohl ebenfalls nur für die beiden (Studentinnen) geöffnet, denn auf dem Rückweg finden wir sie verschlossen.
Am Parkplatz findet sich ein Brunnen, wo wir unsere Wasservorräte auffüllen und die Fahrzeuge des Team 60 grob gereinigt werden. So sind die Aufkleber der Sponsoren wieder gut zu erkennen, ein Foto der Fahrzeuge mit dem Felsenkloster im Hintergrund wird für die Unterstützer gemacht. Es geht ein Stück die Straße zurück, vorbei am alten Sklavenmarkt, kleinen Dörfern, Gebirgsbächen und immer wieder Menschen, die uns neugierig nachschauen und winken.
Kurz vor Tiflis treffem wir auf Herrn Pütz, der eigentlich aus Trier kommt, aber seit nunmehr 5 Jahren hier lebt. Er führt unsere Kolonne durch das Verkehrschaos von Tiflis an, wir rasen Istanbulmäßig hupend und wild gestikulierend hinterher zur  orthodoxen Schule. Dort werden wir schon erwartet, man winkt uns auf den Schulhof, Kinder schauen neugierig zu.
Wir werden in einen Klassenraum geführt, die Kinder springen auf, als wir das Zimmer betreten und grüßen freundlich. Man stellt uns viele Fragen und beantwortet unsere. Die Schule wird von der orthodoxen Kirche finanziert, nimmt aber auch Kinder anderer Religionen auf. Es gibt Kinder, die nach der Schule nach Hause fahren, welche die auch Nachmittags betreut werden (Die Lehrer bleiben bis 17:00 an der Schule) und auch welche, die hier leben.
Man zeigt uns einen weiteren Klassenraum, der zum Konzertsaal umfunktioniert wurde. Dort bekommen wir ein paar Stücke georgischer Folklore vorgetragen. Mich begeistert die Inbrunst, mit der die Kinder sich dabei einbringen. Ich stehe in der Ecke und versuche mit Videokamera und Aufnahmegerät einen Eindruck dieser Präsentation einzufangen, während die Anderen auf den Stühlen sitzen und das Ganze mit viel Emotionen auf sich wirken lassen.
Dann werden wir in ein weiteres Gebäude begleitet, wo verschiedene Werkstätten untergebracht sind. Hier wird gefilzt, Glaskunstwerke geschaffen, es gibt eine Schneiderei und eine Bildhauerschule. Hier können die Kinder nach dem regulären Unterricht eine fundierte Ausbildung in den diversen Berufen machen. Ich bin fasziniert von der Kunstfertigkeit der Kinder. Ein Junge, ich schätze mal 12 Jahre alt, zeigt mir ein Kunstwerk aus Holz, an dem er schon mehr als 6 Monate gearbeitet hat. Das Mädchen in der Schneiderei senkt schüchtern den Blick, als ich ein Foto von ihr mache. Auf einer alten Nähmaschine fertigt sie Teile der Schuluniform.
Nachdem wir die verschiedenen Gewerke besichtigt haben und auch unsere Fragen geduldig beantwortet wurden, beginnt das Team 60 mit der Verteilung der mitgebrachten Sachen. Elisabeth war schon vorher rausgegangen, ich entdecke sie in einer riesigen Traube von Kindern, die den Scorpio umringt haben. Wie schon oft auf dieser Tour will jeder gern seinen Namen und einen Gruß auf unser Auto schreiben. Als Günther dann von seinem Auto den Traktor abschraubt, um ihn da zu lassen, wird auch dieser von den Kindern sofort in Beschlag genommen, während ich mit Hilfe der Übersetzerin noch mehr Informationen über die Schule und die Bedürfnisse sammle. Eines der nächsten Projekte von Elisabeth und mir wird wohl sein, dass wir versuchen werden, ein Netzwerk zwischen all den Schulen, die wir bisher bereits unterstützt haben und Schulen in Emmering und Fürstenfeldbruck aufzubauen.
Nachdem jedes Kind eine Mütze, Stifte und ein Heft bekommen hat, mache ich ein Gruppenfoto vom Team 60, den Kindern und der Leitung der Schule. Anschließend läd man uns zu einem Imbiss ein. Nun werden wir ausgefragt, was es mit der Rallye so auf sich hat und wie das Leben in Deutschland funktioniert.
Herr Pütz bringt uns anschließend durch den Berufsverkehr zum Rosenplatz, mittlerweile schaffen wir es problemlos, zusammen zu bleiben, was ihn wohl ein wenig erstaunt, denn der Verkehr läuft Istanbul-mäßig chaotisch. Er führt uns zu einer Wechselstube und verschwindet kurz, um ein paar wichtige Mails zu schreiben. Am Rosenplatz wollen wir uns wieder treffen , wo er uns abholt, um uns zu einem Hotel zu bringen. Gerade als die Anderen vier meines Teams vorbeikommen, ist er da und drängt zum Aufbruch, so wechseln wir nur ein paar Worte.
Es geht abenteuerlich bergan, wir halten in einer Art Wohngebiert, wo ich kein Hotel vermutet hätte. Es gibt nur ein kleines Schild und nebenan eine Tür, die zu einer Art Biergarten führt, allerdings nicht mit Kastanien, sondern mit Weinreben beschattet, die eine Art Pergola bilden.
Der Wirt kommt zufällig gerade heim und ist aus Bruchsal. Seit mehr als 20 Jahren lebt er nun schon in Tiflis. Eigentlich als Reporter hierhergekommen, bertreibt er nun ein Hotel, ein Lokal und ist immer noch journalistisch aktiv. Wir bestellen georgische Speisen, Bier und Cola und lassen uns das gut schmecken. Hilarius, unser wunderbarer Führer hat sich derweil mit seinem Notebook etwas abseits gesetzt und schreibt ein paar wichtige Texte, die er für den nächsten Tag braucht.
Dann setzt er sich zu uns und ich habe ein deja vu-Erlebnis. Ähnlich wie letztes Jahr bei Bizim Udo erfahren wir viel von ihm über das Land, die Probleme, die Möglichkeiten und natürlich auch über ihn. Eigentlich ist er vor 5 Jahren ins Land gekommen, um als Angestellter  eines Weinbetriebes die Produktion zu optimieren. Das macht er auch heute noch, hat aber zwischenzeitlich auch ein eigenes Weingut und eine eigene Kompostieranlage. Eigentlich sprüht er über vor genialen Ideen, der Staat macht es aber sehr schwer, diese in die Tat umzusetzen.
Neben seinen Weinen bietet er auch einen Saft an, der aus unreifen Trauben gewonnen wird – ein Essigersatz nach einem Rezept, das vor vielen hundert Jahren hier in der Region entwickelt wurde.
Er erzählt uns, dass es hier üblich ist, den Wein in Tonfässern herzustellen, ähnlich wie es Bizim Udo macht und doch ganz anders. Der rote Ton der hier für die Gefäße genutzt wird reagiert auf die Bakterien der Weines. Deshalb wird kurzerhand das Gefäß auf 80 Grad erhitzt und von innen mit Bienenwachs versiegelt. Dann werden die Gefäße in den Boden eingegraben, um die Töpfe selber kommt noch eine Schicht Kalk, um evtl. eindringendes Wasser abzuhalten. Der Wein kommt mit Haut und Stielen hinein, wird luftdicht verschlossen und sich selbst überlassen. Während er ausgärt, setzen sich die Schwebstoffe am Boden ab. Der Wein klärt sich somit selbst. Ohne Konservierungsmittel oder sonstige Zusätze, eben so, wie der Wein hier in der Region schon seit Urzeiten angebaut und verarbeitet wird.
In der Zeit der Sowietunjon wurde das Land hauptsächlich durch bewässern, Pestizide und Düngemittel fruchtbar gehalten. Nicht nur, dass dadurch der Grundwasserspiegel auf 120m abgesenkt wurde, die feinen Bestandteile des Humus wurden dabei tiefer gespült und bildeten dort eine betonähnliche Schicht.
Hilarius konnte seinen Chef davon überzeugen, nicht zu bewässern, sondern den Boden nachhaltig zu rekultivieren. Dabei werden Zwischenfrüchte gepflanzt um z.B. Stickstoff in den Boden zu bringen, oder Senfkörner, weil diese eine 3m tiefe Wurzel bilden und damit die harte Schicht durchbrechen.
Vor der Wachstumsperiode des Weins wird die Zwischenfrucht untergemulcht und damit Humus  erzeugt. 1% Humus mehr im Boden kann 10% mehr Wasser speichern, weshalb man auf  künstliche Bewässerung verzichten kann. In den 5 Jahren, seit Hilarus hier arbeitet konnte er mit solchen Maßnahmen den Ertrag von 1 Tonne pro Hektar auf 16 Tonnen steigern.
Das Laub der Bäume von Tiflis wird direkt auf der Straße zusammengekehrt und verbrannt. Hier hatte er die Idee, das Laub aufzusammeln und zu kompostieren. Das hat anfangs recht gut funktioniert, bis irgendwer von den Stadtoberhäupten meinte, er müsse Geld für das Laub verlangen. Und das ist auch die Schattenseite von Georgien. Innovation wird weder gefördert noch unterstützt. Kreditzinsen liegen bei 27% und Genehmigungen brauchen eine lange Zeit, bis sie durch die Mühlen der Beamten durchgehen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, viele Lösungsmöglichkeiten werden im Keim erstickt.
Wir fragen viel und bekommen von Hilarius immer eine umfangreiche Antwort. Eigentlich sind wir hindemüde, gleichzeitig jedoch versteht er es, unser Interesse an diesem Land und seinen Bewohnern zu wecken.
Irgendwann wird es dann doch Zeit für’s Bett. Wir schlafen allerdings nicht hier im Hotel, sondern ein Stück weiter oben, unweit des etwas kitschig beleuchteten Fernsehturmes und des Riesenrades. Die Dame am Empfang hat allergrößte Probleme damit, dass wir zwei Viererzimmer  haben wollen. Das ist mit 10,5 Dollar pro Person die einzig rallyekonforme Möglichkeit. Die Viererzimmer haben je ein Doppel- und zwei Einzelbetten. Dass zwei Männer sich ein Doppelbett  teilen ist für sie ebenso unfassbar wie, dass Elisabeth und ich uns ein Zimmer mit Su und Klaus teilen wollen, obwohl wir nicht verwandt sind.  Wir bleiben hartnäckig und so gibt sie es schließlich auf. In Georgien soll es einfacher sein, dass ein gleichgeschlechtliches Paar ein Doppelzimmer bekommt als ein Unverheiratetes.
Wir fragen, ab wann es Frühstück gibt: Ab 9:00 Uhr antwortet sie. Eine Antwort, die wir in Georgien jedesmal bekommen. Wir versuchen ihr klar zu machen, dass wir früher los müssen, sie bietet uns 8:00 Uhr an. Immer noch zu spät meinen wir, da müssen wir eigentlich schon los. Als wir drüber nachdenken, das Frühstück wegzulassen meint sie: Kein Problem, dann halt um 7:00 Uhr, ich bin sowieso die ganze Nacht auf.
Nachdem an der Rezeption alles geklärt ist, gehe ich aufs Zimmer, Elisabeth schläft schon tief und fest, wohl kaum, dass sie den Kopf auf dem Kissen liegen hatte. Ich überlege mir noch, ein paar Nachtaufnahmen von Tiflis zu machen, aber auch mir fallen die Augen schon zu – zu viele Eindrücke über den ganzen Tag, die erstmal verarbeitet werden wollen.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 11.05.2012  Tiflis-Telawi   (Elisabeth)

Unser Hotel Villa Vera liegt hoch über Tiflis, unterhalb des Riesenrades und des Funkturms, welcher in der Nacht ganz irre beleuchtet ist…ein bisschen wie Las Vegas. Vom Balkon aus hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt, aber auch auf Hinterhöfe und Blechbehausungen.
Nach einem georgischen Frühstück mit gebratenen Würstchen, Omelette, Käse und Brot  fahren wir Richtung Rosenplatz, werden dort von Hilarius aufgepickt und aus der Stadt geleitet.Schade finde ich, dass keine Zeit war die Stadt etwas besser kennenzulernen, aber über Georgien und das Leben hier haben wir dafür von Hilarius mehr erfahren. Bei diesem Verkehr jemanden zu haben, der uns vorfährt ist eine echte Hilfe.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir den großen Kaukasus und fahren einen ersten Pass. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit und Fahrspaß kommen wir kurz vor Telavi am Weingut Grand Mere vorbei, ein erster Rallye Treffpunkt.. Einige Teams sind schon da, haben wohl auch hier schon geschlafen. Dieses Weingut, Hotel, Restaurant wäre wohl eine Kulisse für eine TV-Schmonzette bestens geeignet. Wir schauen uns den Weinkeller an, eingemauerte Riesentonkrüge, in denen der Wein nach 5000 Jahre altem Verfahren hergestellt wird.
Wir kaufen zum Probieren eine Flasche des Rebensaftes.
Unser Adoptiv-Team 60 hat hier in Telawi nochmal einen Kontakt zu einer deutschen Schule hergestellt. Ich freue mich darauf, da ich ja bei unseren eigenen Hilfsprojekten in Rumänien und Bulgarien nicht dabei sein konnte. Spontan beschloss noch die Kuhmel-Rosi und die Ingrid sich uns anzuschließen, denn auch sie haben noch einige Sachen dabei.
Als wir in der Schule ankamen, wusste die Leitung eigentlich gar nichts so richtig mit uns anzufangen. Aber innerhalb kurzer Zeit haben wir in 2 Klassen kurze Aufführungen in deutsch geboten bekommen. Natürlich haben sich die Kinder gefreut und wahrscheinlich werden sie auch einiges zu erzählen haben, aus meiner Sicht viel wichtige aber ist, dass sich daraus eine Partnerbeziehung zu einer deutschen Schule ergeben kann. Aus unserer Sicht ist dieses sanierungsbedürftige Gebäude und die Bedingungen unter welchen die Schüler hier lernen kaum tragbar und ohne die Unterstützung von einer österreichischen Partnerschule wäre sie wohl noch viel schlechter.
Gegenüber der Schule ist ein Kindergarten.Schon während wir für die Schule die Sachen ausgepackt haben erschienen hinter den Fenster viele neugierige Kindergesichter. Schließlich sind die Fendt-Traktoren auf den Autodächern des Team 60 ein echter Blickfang.
Mit sprachlicher Hilfe einer Deutschlehrerin aus der Schule wollen wir spontan auch dem Kindergarten etwas zukommen lassen..
Sowohl bei den Kindern als auch bei den Betreuern herrscht große Aufregung. Die Kinder sitzen gerade zu Tisch. Aus einem Emaille-Eimer wird die Suppe ausgeteilt, die lecker riecht und appetitlich aussieht. Obwohl die Suppe bereits ausgeteilt ist, springen auf einmal alle Kinder auf. Wir werden von einer Betreuerin gebeten mitzukommen, innerhalb einer Minute stehen die Kinder (zwischen 4-6 Jahre) in Reih und Glied auf der Bühne, werden noch von einer Betreuerin hin und her geruckt, das Hemd in die Hose gesteckt und die Haare geglättet und schon geht’s los. Mit Klavierbegleitung tragen uns die Kinder 3 Lieder vor und gehen dann artig in Reih und Glied von der Bühne zurück zu ihrer kalten Suppe.
Eigentlich gibt es in diesem Kindergarten gar nichts von den Dingen die bei uns in jedem Kindergarten zu sehen sind. Kein Bastelmaterial irgendwo, Das Klettergerüst ist aus alten Stahlrohren zusammengebaut, eine Rutsche aus Holzbrettern. Alte Plastiknetze zum Schutz vor Herunterfallen.
Da es nicht mehr allzu viel gibt, was wir dalassen können, wird beschlossen nichts persönlich an die Kinder zu verteilen, sondern die Sachen in die Hände der Leitung zu geben.
Als dann die Traktoren vom Dach gebaut und in den Kindergarten gebracht wurden, war die Freude  hinter den Fenstern groß.
Ich selbst habe alles was für eine Kindergarten in irgendeiner Weise zu gebrauchen ist ausgepackt und hineingetragen, vom Kopfkissen bis zum Gaskocher, vom Pflaster bis zum letzten Kuscheltier.
In so einem Moment wünschte ich mir wirklich von unserem Überfluss Sachen hierhin beamen zu können.
Also die Traktoren sind definitiv an den richtigen Ort gekommen. Vielleicht ist das alles insgesamt keine große materielle Hilfe gewesen, aber die Freude über  unser Interesse und die Möglichkeit vielleicht langfristig Kontakte aufzubauen war sehr zu spüren.
Wir werden noch zu einer privaten Pension empfohlen und wir werden sogar hingebracht.
Obwohl uns die vielen Eindrücke erschöpft hat und eigentlich ein wenig Zeit zur Verarbeitung benötigt  würde, beschließen wir noch … anzusehen. Mit Fördermittel der UNESCO wird gerade renoviert und ausgebessert,  anscheinend kommen diese Mittel auch an.
Davor waren wir noch in der von der Biberach unterstützten Universität. Wir haben alles Werkzeug vom Hammer bis zur Säge und eine Laserwasserwaage hingebracht.
Auf dem Weg zum Abendessen sind wir am Markt vorbeigekommen. Viele Marktstände waren schon geschlossen, der Geruch der über dem ganzen hing – unerträglich für mich, Fleisch, Fisch, Abfall und dazwischen Hunde die nach Fressbarem gesucht haben.
Also wenn bereits in Rumänien Neuzeit und Mittelalter aufeinander treffen frage ich mich… Was trifft hier aufeinander?
Die Straßen eine Katastrophe, die Wasserversorgung bedenklich, die Stromversorgung erschreckend… und bei alledem gibt es das Internet, welches in den vielen Internetstuben auch von jedem genutzt werden kann…. ich würde gerne in die Köpfe der  Menschen schauen können um das  zu verstehen.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 12.05.2012 Telawi – Baku …

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 13.05.2012 Baku   (Elisabeth)

Früh stehe ich auf, da die Polizei über Nacht mit einem Auge auf uns aufgepasst hat, habe ich ganz gut geschlafen.Es ist nach Bakuzeit 6.00 Uhr. Irgendwie kommt man ganz durcheinander mit den Zeitumstellungen.
Ich gehe nochmals zum brennenden Berg, der Polizist von gestern Abend erklärt mir, dass wir den Eintritt „vergessen“ haben. Ich habe gerade Mal noch 2 Dollar in der Tasche, die gebe ich ihm mit der Versicherung „die anderen im Team werden ihm auch das Geld geben“.
Immer wieder versucht er den Scorpio zu kaufen, das mit dem humanitären Aspekt „will“ er nicht verstehen.
Ein kleiner Hund macht immer wieder den Versuch von mir was zu erbetteln, leider habe ich so gar nichts mehr für ihn, obwohl hier die Hunde alles essen, wirklich alles.
Der brennende Berg ist tagsüber schön, aber in der Nacht eindrucksvoll. Die Aussicht vom Berg trüb, deshalb gehe ich wieder zum Parkplatz um zu sehen ob inzwischen jemand wach geworden ist.
Günter schält sich aus dem Auto, so tip top wie er gestern hinein gekrabbelt ist… Wie macht er das ?
Auf dem Gelände ist eine alte Toilette, irgendwie wirklich nicht benutzbar, als der nette Polizist meine Not bemerkt, schließt er die Toilette auf dem Gelände des Yanar Dag auf.
Langsam kommt jeder aus dem Auto gekrochen.
Es wird im Team besprochen wie wir den heutigen Tag angehen. Fred und ich möchten für unsere Sponsoren gerne noch Bilder vom Auto vor dem Kaspischen Meer machen, das Team 60 schließt sich an. Irgendwie finden wir nur den Weg durch die Stadt. Obwohl heute Sonntag ist ein Wahnsinns-Verkehr …Blechkontakt nicht ausgeschlossen. Schließlich finden wir eine Ausfahrt aus er sechsspurigen Straße, über eine Brücke fahren wir einfach durch eine Baustelle. Wie in Dubai wird hier eine Palmeninsel mit Hotelkomplex gebaut.. Die Arbeiter schauen ein wenig irritiert und lassen uns gewähren. Nach einer Staubfahrt durch eine vertrocknete, frisch angepflanzte Palmenallee kommen wir ans Kaspische Meer und finden eine gute Position für die Aufnahmen.

Auf den Steinen zum Wasser hin entdeckt Fritz ein Schlangennest…6-8 Schlangen auf ein Knäuel..
Gott sei Dank bin ich nicht hinuntergestiegen um ins Wasser zu langen..Blitzschnell verschwinden die Schlangen im Wasser , aber auf fast jeden Stein ist eine zu finden. Es schüttelt mich noch immer.
Wir bemerken, dass eine Person im Jeep auf uns zukommt, anscheinend gar nicht mit unserem Tun einverstanden, aber auf Grund der Sprachbarriere lässt er uns gewähren und begleitet uns anschließend höflich zum Tor hinaus.
Bevor wir auf dem Autoabstellplatz (kennen wir ja bereits von gestern) fahren, kaufen wir noch ein und Günter verteilt mal wieder seine roten DEKRA-Kappen… also diese rote Spur durch viele Länder finde ich toll und freuen tut sich Alt und Jung.
Am Platz angekommen gibt es einige frustrierende Informationen, jeder ist maximal gereizt und der Informationsfluss kompliziert.
Langsam kristallisiert sich Folgendes heraus: Autoabgabe hier bis 16.00 Uhr, anschließend alleine dafür sorgen zum Flughafen zu kommen (wir fahren für 50 Manat mit einem Taxi), Team 29 nimmt den ersten Flieger Ortszeit 8.00 Uhr ..2 Stunden vorher einchecken… Wir entschließen uns die Nacht im Flughafen zu verbringen.
Am Flughafen angekommen werden wir weit vor dem Terminal aus dem Taxi gebeten. Ich bleibe mit unserem Gepäck einfach mal auf einer Verkehrsinsel sitzen, Fred versucht Informationen herauszubekommen, wo wie wann…
Nach einiger Zeit kommt er mit einem Kofferwagen an, den wir beladen und mühsam zum Terminal schieben. Nach einer Personen- und Gepäckkontrolle dürfen wir in den Aufenthaltsbereich. Dort belegen wir schon mal eine Schlafgelegenheit auf den Stühlen, denn ich denke es werden noch viele Teams heute hier auftauchen.
Da ich mich ziemlich verschwitzt fühle gehe ich in die Toilette, wasche Haare und mich selbst und zu guter Letzt meine Flipflops…
Die Toilettenfrauen haben ihren Spaß, machen mich aber auch aufmerksam auf nicht abgespülte Seife. Mit frischer Kleidung fühle ich mich wieder wieder wie ein Mensch.
Jetzt noch eine gute Suppe im Flughafenlokal und ich leg mich auf die Stühle, schlafe sogar schnell ein.. Zwischendurch werde ich immer mal wieder wach, das eine oder andere Team trudelt ein und versucht zu ein paar Stunden Schlaf zu kommen. Mir gelingt das ganz gut. Um 4.00 Uhr bin ich endgültig wach und jetzt fängt auch schon wieder an, dass mich meine  Flugangst in den Händen hält.
Fred versucht mal wieder an Informationen zu kommen, wo und wann wir einchecken können. Zumindest haben wir hier WLan so dass wir uns um ein Hotel in Amman kümmern können.
Fred und ich haben beschlossen nicht ins Wadi Rum zu fahren, sondern die nächsten 2 Nächte in Amman zu verbringen und Jerash, Amman und vielleicht auch noch ein Wüstenschloss anzuschauen.
[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

14.05.2012 Baku – Amman   (Fred)

Die Nacht ist lang und unbequem. Wir haben uns eine Ecke ausgesucht, wo wir unser Gepäck aus den Verkehrswegen bringen und legen uns auf die Blechsitze, um ein wenig zu schlafen. Das gelingt soweit ganz gut, die unbequemen Sitze lassen uns doch immer wieder aufwachen, wenn irgendein Körperteil aufgrund einer Druckstelle eingeschlafen ist. Irgendwann schlage ich kurz die Augen auf und sehe Urs, wie er mich angrinst. Meine Lider fallen aber gleich wieder zu, ich bin irgendwie gerädert. Um 2:00 Uhr soll es Informationen geben – mehr konnte ich bisher nicht herausfinden. Aber auch da keiner, der neues weiß.
Gegen halb fünf mache ich mich erneut auf die Suche, schlendere mit Urs durch den Flughafen und tausche ein paar Informationen aus. Eine Dame kommt, nimmt das Schild vom Schalter weg, dass sie in 15 Minuten wieder da ist und verschwindet dann erneut. Ich gehe ihr hinterher ins Erdgeschoss, wo  ich von ihr erfahre, dass ab 7:00 Uhr ein Schalter zum Einchecken geöffnet wird.
Gegen halb sieben kommt dann Leben in den Flughafen.
Ein Schalter wird vom OK besetzt, wo wir die Flughafengebühr einzahlen. Dann in die Schlange zur Gepäckaufgabe. Diese gestaltet sich langwierig, weil zum Einen das Transportband für die Koffer nicht funktioniert und zum Anderen niemand ein Ticket oder eine Boardkarte hat. Diese werden von Hand geschrieben und nach der Gepäckaufgabe ausgehändigt.
Dann Passkontrolle, wieder ein Foto und alle Daten in den Computer getippt. Die Beiden am Schalter sind aber gut gelaunt und scherzen mit uns. Wir werden eine Treppe herunter geschickt und finden uns in einem Warteraum wieder, davor noch ein Bus für eine Maschine nach Wien. Als die letzten Passagiere draußen sind, wird die Tür abgesperrt.
Mal wieder warten.
Dann kommt unser Bus, es findet sich aber erst nach ein paar Telefonaten ein Mitarbeiter mit Schlüssel für die Tür. Wir steigen in den Bus ein, dieser bringt uns 300m zum Flieger, das hätten wir auch zu Fuß geschafft. Elisabeth tut sich schwer einzusteigen, ich mache ihr Mut und nehme ihre Hand. Der Start ein wenig holprig, als wir in der Luft sind, kann Elisabeth den Flug ein wenig genießen. Auch wenn wir an der Hinterkante der Tragfläche sitzen, gibt es viel zu sehen und zu fotografieren.
Wir landen nicht auf dem Queen Alia- Airport südlich von Amman, sondern auf dem Al-Matar im Osten. Das bringt unsere Planung mit Mietwagen und Hotel etwas durcheinander.
Nach der Landung werden erstmal alle Pässe eingesammelt, um das Visum einzutragen. So weit so gut, nur als ich erfahre, dass die Pässe erst im Bus wieder ausgeteilt werden sollen, suche ich einen Verantwortlichen, mit der Bitte, unsere Pässe herauszufischen. Nach ein paar Erklärungen versteht er das Dilemma, worauf alle Pässe vor dem Flughafen verteilt werden – direkt hinter den laufenden Bussen.
Nach etlichen Durchgängen haben wir unsere Pässe, aber keine Chance, an das Leihauto zu kommen. So bleibt nur ein Taxi. Wir feilschen um den Preis und einigen uns auf 10 JD. Während der Fahrt scherzt unser Fahrer mit uns und versucht, seine Englischkenntnisse als ‚Bonus‘ darzustellen, der für uns doch eigentlich einen Mehrwert bedeutet. Er erzählt viel von Jordanien und auch von Syrien während der Fahrt, so lassen wir uns zu einem Trinkgeld erweichen.
Dann Einchecken im Hotel und endlich mal wieder duschen – was für ein Genuß nach der Nacht am Flughafen. Obwohl wir ziemlich k.o. sind, zieht es uns nach DownTown in den Suq.
Vorher aber gleich ein wenig Kultur, wir lassen uns bei der Zitadelle absetzen – 1,6 JD kostet die Fahrt dorthin. Einen Führer leisten wir uns nicht, wir haben einen guten Reiseführer dabei. Das Museum lassen wir ebenfalls aus, dafür sind wir zu kaputt.
Dann gehen wir runter in den Suq, um etwas zu essen. Laufen durch die Straßen, die im Hellen weitaus weniger Charme versprühen, als letztes Jahr in der Nacht. Wir gehen in ein Lokal, in das sonst wohl eher die Einhemischen gehen. Als der Ober die Bestellung aufnehmen will, gehe ich mit ihm runter und zeige, was wir gerne hätten. Das Lokal ist für unsere Verhältnisse schon ein wenig skurril, die Decke ist so niedrig, dass der Ober den Kopf zur Seite neigen muß, wenn er neben uns steht, ein Deckenbalken ist mit einem Kissen umwickelt, gerade mal 1,50m Durchgangshöhe bleiben den Gästen, die im hinteren Teil sitzen wollen.
Die Spezialität dieses Lokals ist Schafkopf – nicht das Kartenspiel, sondern der Teil des Tieres, der auf dem Hals sitzt. Rings um uns herum wird dieser bestellt und gegessen. Ich denke auch mal kurz darüber nach, aber als Elisabeth sieht, wie eine Dame nebenan genüsslich das Auge verzehrt, kann ich sie nicht mehr dazu überreden.
Wir essen Fleischspieß vom Kalb und Lammsteaks. Dazu gibt es mehrere Schüsseln mit Salat, Gurken, Tomaten, Paprika, so eine Art Rote Beete, Salzgurken, Peperoni und Fladenbrot.
Gestärkt machen wir uns dann auf ins Getümmel. Die Gemüsehändler bieten lautstark ihre Waren an, versuchen sich gegenseitig zu übertönen oder zelebrieren so einen Art Wechselgesang – in Bayern würde man das wohl Gstanzl nennen.
Ich habe nur zwei Hosen dabei, wollte eigentlich unterwegs waschen. Kurzerhand beschließt Elisabeth, das Waschen mit dem Neukauf einer Jeans zu ersetzen. Wir gehen in ein Geschäft, finden auch ein passendes Beinkleid, nur zu lang. Auf die Frage, ob er die auch in kürzer hat meint er: Das machst Du nach dem Kauf kürzer. Wir stutzen erstmal, denn erklärt er, es gibt einen Schneider in der Nähe.
13 JD kostet die Hose und wir werden um die Ecke geschickt. Da sitzt tatsächlich jemand mit einer alten Nähmaschine, nimmt kurz Maß, markiert mit einer Kreide die Länge auf der Hose, nimmt die Schere, um das Beinkleid zu kürzen und hat keine zwei Minuten später beide Hosenbeine umgenäht. Für die Dienstleistung verlangt er 1 JD.
Auf dem Weg durch die Gassen und Gänge spricht mich ein junger Mann auf deutsch an, was das hinten auf meiner Jacke zu bedeuten hat: Ein Kamel ist nicht genug. Wir erklären es ihm und erfahren, dass seine Eltern in Deutschland leben und ein Teil seiner Familie in Amman. Er selbst ist eine Art Wanderer zwischen den Kulturen und lebt mal hier, mal in good old Germany. Nebenher erfahren wir auch vieles über das Leben in Jordanien, über die Gewohnheiten und Sitten, über Politik und Schule. Dann verabschieden wir uns und tauchen wieder ein in diese für uns fremde Welt des Suq.
Elisabeth findet die ersten Mitbringsel und fängt an zu handeln und zu feilschen. Das gelingt ihr gut, auch bei einem Kleid, wo sie den Verkäufer immerhin auf 50% des ursprünglichen Preises drückt. Leider ist das Kleid zu lang, aber superschön. Den Rest kann man sich denken – es geht nochmal den ganzen Weg zurück bis zum Mann mit der Nähmaschine auf der Straße. Für den ist das eine Sache von 5 Minuten, dann ist die Länge perfekt.
Müde von der Nacht davor und auch vom vielen Gehen in der Zitadelle und im Suq nehmen wir uns ein Taxi, dass uns für 3 JD ins Hotel bringt und fallen bald ins Bett.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

 15.05.2012  Amman  (Elisabeth)

Das ausgewählte Hotel „Misk“ ist super. Das Frühstück ist hervorragend. Wie auch im letzten Jahr, weiß ich noch immer nicht so genau, was ich esse, besonders die verschiedenen Pasten…die eine aus Oliven und Gewürze, die andere aus Kichererbsen, auch wenn „beans“ dran steht…auf jeden Fall sind die sehr lecker.
Ich muss nochmals feststellen… Duschen wird nicht überbewertet!  Es ist einfach ein großes Vergnügen in einer sauberen Dusche zu stehen und heißes Wasser zur Verfügung zu haben.
Nach dem Frühstück mieten wir an der Rezeption ein Auto. Da wir bei  booking.com gebucht haben, bekommen wir einen Spezialpreis, für die 4 Tage müssen wir 112 JD berappen und das Auto wird am Samstag am Flughafen übergeben.
Das Auto ist in einem etwas desolatem Zustand, zur Sicherheit dokumentiert Fred das mit einem Foto. Wir werden den Verdacht nicht los, dass es das Auto des Portiers ist, was wir angemietet haben. 11 JD günstiger als der Tarif bei Avis, wo Fred einen Journalistenrabatt bekommt. Innen sieht es eher nach einem Privatauto als nach einem Mietauto aus, aber es ist technisch gut in Schuß und die Größe, die wir buchen wollten. Da der Vertrag – Inshallah – länger braucht als angegeben, schickt uns der Portier einfach los, mit einem gut gezeichneten Plan wie wir aus der Stadt nach Richtung Norden rauskommen…. klappt wunderbar.  Amman zieht sich lange hin, wir fahren auch durch sehr schöne  Wohnviertel.
Da es nach Jerash nur etwa 30 km sind hat man das Gefühl, dass man kaum aus der Stadt heraus schon wieder in der nächsten ist.
Hier ist alles ungewöhnlich grün, viele Garten-Blumengeschäfte säumen die Straße.. Schade, dass ich nicht einkaufen kann.
Beim Einfahren in Jerash stößt man direkt auf das Visitorcenter des antiken Gerasa, weswegen wir auch hier sind. Gerasa ist eine alte römische Stadt aus dem ersten Jahrhundert und das Hadrianstor, welches man sofort von der Strasse aus sieht ist überwältigende 9 Stockwerke hoch…also riesig.
Wir parken direkt vor dem Eingang und werden gleich von diversen Verkäufern angesprochen..
Vielleicht ein bissl ungeschickt, da man ja dann das ganze gekaufte Zeug durch das riesige Areal schleppen müsste. Da in unserem JD-Geldbeutel ganz gewaltige Ebbe herrscht bin ich vor jeder Versuchung gefeit.
Irgendwie weiß ich gar nicht wie ich das alles beschreiben soll. Zunächst geht man also durch das Hadrianstor, links dahinter liegt das Hippodrom. Leider war heute keine Wagenrennen und Gladiatorenaufführung, aber wie das hier alles war, die Stimmung in der Arena und die Räumlichkeiten für die Gladiatoren kann man sich ganz einfach vorstellen. Es ist trotz zweimaligen starken Erdbebenschädigung noch soviel erhalten, dass es ganz wenig Phantasie braucht.
Das eigentliche Stadttor ist dem Hadrianstor nachempfunden, nur viel kleiner. Links ist noch ein Originalstück der Stadtmauer zu sehen, die 2,5 m dick war.
Der Weg führt an einer gewaltigen Mauer vorbei. Man kann durch ein Tor in ein riesiges Gewölbe eintreten, welches nur dazu diente eine ebene Fläche für das Temenos ( diente als Sakralplatz ) zu schaffen. Darüber erhebt sich der Zeustempel, riesige Ausmaße und gut erhaltene Säulen.
Neben dem Tempel gleich das Südtheater. Auch das Theater ist mit Tonnengewölben abgestützt und bot Platz für 4000 Besucher. Es gibt eine Stelle vor der Bühne, wenn man an dieser Stelle steht hört man eigene Stimme als Echo, sogar wenn man flüstert. Das war für mich sehr faszinierend, ich konnte nicht genug davon bekommen. Außerdem gibt es unterhalb der Sitzreihen eine Balustrade in der runde gleichmäßig Aussparungen zu sehen waren. Dachte ich erst, dass sei nur zur Verzierung, wurde ich von einem sehr netten Führer eines besseren belehrt. Wenn einer an der äußersten linken Aussparung etwas spricht, kann der andere an der äußerst rechten Aussparung das klar und deutlich verstehen… also ein Telefon innerhalb der Arena… insgesamt ein akustisches Wunderwerk.
Als eine italienische Reisegruppe ankam, wurde auch noch von 3 Musikern eine Darbietung zelebriert…. Klasse.
Unterhalb des Theaters liegt das ovale Forum, ein runder Platz mit einem Durchmesser von 70-80 Metern, rundherum stehen 56 Säulen ( bis 8 Meter hoch ) mit noch originalem Pflaster!!
Und auch die 700 Meter lange Kolonade zum Nordtor (Cardo maximus) ist noch mit dem Originalpflaster und mit Original Stein-Gulli-Deckeln zu sehen.
Im ganzen Areal haben wir noch den Artemistempel, das Nymphaeum, das Nordtheater und ein Steinsägewerk aus dem 6 Jhd. ( das ist allerdings rekonstruiert, zumindest das Holz ) und noch einiges andere wie Kirchen, Moschee und Bäder angeschaut.
Danach brauchten wir erst mal was zum Essen. Viele Schüsselchen, viel Brot und 6!!! Fleischspieße später waren wir satt aber nicht so ganz glücklich, denn wir hatten vergessen den Preis vorher abzufragen und dem Wirt somit die Gelegenheit gegeben uns abzuzocken…naja.. Lehrgeld immernoch und immerwieder. Bei unserem eventuell dritten Besuch in Jordanien sollte uns das dann nicht mehr passieren.
Wir fuhren dann über Anjara (hier soll angeblich Maria mit Jesus auf ihrem Weg nach Jerusalem in einer Höhle Station gemacht haben) nach Ajlun. Hier gibt es eine bemerkenswerte Burg Qala at ar Rabad. Sie wurde etwa 1180 auf den Überresten einer christliche Kirche gebaut und liegt an der Spitze eines Hügels. Von der Burg aus hat man einen herrlichen Rundblick über das Jordantal und mehrere Wadis. Bei gutem Wetter angeblich bis Bethlehem, das Luftlinie etwa 70 km weit weg liegt. Wegen eines dringenden Bedürfnisses musste ich Fred alleine auf der Burg lassen, als ich wieder nach oben gehe, schließt sich mir einfach ein Führer an.
Dieser zeigt uns dann die Überreste der christlichen Kirche, vorher sind wir daran vorbeigelaufen, dabei sind sogar schöne Mosaiken zu bewundern.
Im Gespräch erklärt er uns dass es in Jordanien 5 christliche Kirchen gibt, 2 davon stehen in Ajlun. Die Bevölkerung hier in Ajlun ist halb christlich, halb moslemisch uns es gäbe keinerlei Probleme. Wenn das nur überall so wäre. Wir haben uns in ein Gespräch mit ihn vertieft, so dass wir ganz die Zeit vergessen haben und der Burgwächter uns abholt, weil er zuschließen will. Isa hat  uns auf dem Weg nach unten noch über die Wasserversorgung und die Versorgung der Pferde aufgeklärt.
Unser Weg führt uns nun ins Jordantal. Auch heute noch sehr fruchtbar. Wir versuchen die erste Möglichkeit Richtung Israel zu fahren (Prinz Mohammed Brücke), denn wir würden gerne den Jordan mal sehen und das erscheint uns eben nur auf einer Brücke möglich, allerdings ist eben auch jede Brücke Grenzübergang, da ja der Jordan die Grenze zu Israel ist.
Von der Straße bis zur Brücke sind es etwa 5 Kilometer, anfangs noch grün und kultiviert mit Bananenstauden, Tomaten, Paprika, Gurken wird das Gelände schnell zu einer Art Wüste mit tiefen Schluchten und Einschnitten, in denen wohl mal vor ewig langer Zeit der Jordan geflossen ist.
Als wir schließlich an die Grenzstation kommen, werden wir schon lange vor der Brücke von jordanischen Grenzsoldaten angehalten und die Weiterfahrt wird verweigert, anscheinend ist ein Übergang nur bis 17:00 Uhr möglich (oder es sind andere Gründe, die wir aber wegen der Sprachbarriere einfach nicht richtig verstehen)…
Es war trotzdem hochinteressant und beeindruckend. Wir machen uns also wieder auf den Rückweg und müssen nach kurzen 5 km in ein Wadi Richtung Amman hinein bzw. hinauf fahren
Ich kann gar nicht genug davon bekommen, herrliche Aussichten, ein wunderschöner Sonnenuntergang und in kurzer Zeit sind wir wieder in Amman.
In Istanbul habe ich mir ja selbst bewiesen, dass ich Auto fahren kann und es war ein Mörderverkehr. Was allerdings hier abgeht (übrigens auch in Baku) ist noch ein klein wenig schlimmer.  Von der linken Spur über 4 Spuren nach rechts abbiegen ist hier ganz normal, anstoßen  ganz normal, hupen eine Pflicht und zwar dauernd, kurz als Hinweis, lang als Mahnung , rückwärts ohne zu schauen mal eben auf eine 4-spurige Straße und für einen Krankenwagen frei machen ist hier auch nicht erwünscht (vielleicht erwünscht vom Krankenwagenfahrer, aber wenn du frei machst, wirste halt von den anderen Fahrern angehupt).. einfach verrückt.
Trotzdem haben wir das Hotel erreicht, bekommen abends auch den Vertrag fürs Auto, allerdings noch immer nicht die Bestätigung dass wir bereits bezahlt haben … naja… Inshallah!!
Morgen muss ich nach Hause. Wir haben schon mal das Frühstück für halb sieben bestellt. Morgen muss ich ohne Händchenhalten alleine in den Flieger steigen (mit 200 anderen  ;-)… ich fürchte heute Nacht schlafe ich nicht besonders, auch wenn das heute ein ganz besonders schöner, aber auch ein ganz besonders anstrengender Tag war.

Gute Nacht Welt

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

16.05.2012 Amman – Irbid   (Fred)

Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Heute heißt für Elisabeth Abschied nehmen. Viel zu wenig Zeit, unm dieses wunderbare Land ausgiebig zu erkunden und doch haben wir diese sinnvoll genutzt, um ein paar neue Eindrücke mit nach Hause zu nehmen. Wir sind uns beide einig, dass es die richtige Entscheidung war, das gebuchte und bezahlte Rahmenprogramm der Rallye nicht wahrzunehmen und Jordanien auf eigene Faust und auf unsere Weise kennen zu lernen.
Extra für uns öffnet der Frühstücksraum schon um 6:30 Uhr, normalerweise wacht Jordanien erst gegen 9:00 Uhr auf. Das Frühstück ist trotzdem karg, es drängt die Zeit – schließlich sind es noch 40 km bis zum Flughafen.
Bei Elisabeth stellt sich bereits die Flugangst ein, was den Genuss ebenfalls erheblich schmälert.
Dann packen wir unsere Sachen ins Auto und checken aus. Gestern Nacht noch habe ich mir für mein Motorrad-Navi eine Jordanien-Karte runtergeladen, dass soll den Weg zum Flughafen und meine restlichen Tage etwas erleichtern. Während der Rallye hatte ich die Kartendaten rallyekonform vom Gerät gelöscht und es nur zum Aufzeichnen unserer Route genutzt.
Die kostenlose Software führt uns geradewegs nach DownTown und mitten durch den Suq. Elisabeth wird zunehmend nervös, während ich verwundert bin, wie sehr sich der Markt am Morgen von dem Treiben am Abend unterscheidet. Eigentlich finden sich kaum Gemeinsamkeiten.
Dann zeigt ein Wegweiser Richtung Süden, wir sind also doch richtig. Als Madaba auf dem Wegweiser erscheint, wird auch Elisabeth ein wenig ruhiger – es fällt ihr trotzdem schwer, denn der morgendliche Verkehr in Amman unterscheidet sich von dem am mittleren Ring in München dadurch, dass mehr Autos unterwegs sind, die drei gekennzeichneten Spuren von mindestens fünf Fahrzeugen nebeneinander genutzt werden, jeder hupt und drängelt – fast wie in Istanbul, nur dass hier in Amman auch mal mit der Stoßstange oder dem Kotflügel das gefühlte Recht durchgesetzt wird. Selbst kleine Autos sind weitaus lautstärker als zu Hause, deshalb werde ich den Verdacht nicht los, dass hier der mit der lautesten Hupe Vorfahrt hat.
Als ich an einer roten Ampel stehe, bewegt sich der Verkehr wie auf Kommando über das rote Signal. Ich stutze ein wenig, dann lasse ich mich im Verkehr mitrollen, bis ich am anderen Ende der Kreuzung einen Polizisten sehe, der hektisch umherfuchtelt. Während der Stoßzeiten werden die Ampeln alle auf rot gestellt und die Ordnungshüter sorgen für einen möglichst reibungslosen Verkehr.
In den Vororten von Amman verrückte Bilder: Kamele am Straßenrand, großzügige Bebauung und dazwischen immer wieder leere Flächen, auf denen oft Beduinenzelte stehen, die Bewohner sitzen davor. Als wir den Desert-Highway erreichen, entspannt sich das Getümmel merklich, wir sind früh dran und können die restliche gemeinsame Zeit nutzen, um zusammen den Blick schweifen zu lassen.
Am Flughafen angekommen, lasse ich Elisabeth aussteigen, um schon mal einzuchecken, während ich einen Parkplatz suche. Mit dem Notebook und dem Reiseführer setze ich mich in die Wartezone und überlege mir, wie ich die restlichen Tage verbringen werde. Ein Hotel muß ich auch noch buchen, das Beschaffen der Karte fürs Navi nahm mehr Zeit in Anspruch als erwartet, müde fiel ich ins Bett und hab das auf heute verschoben. Leider ist das WLAN im Flughafen recht schlecht, so dass mir die Verbindung gerade zusammenbricht, als ich das Zimmer gebucht habe. Eine Buchungsnummer konnte ich deshalb nicht mehr aufschreiben.
Leider kann Elisabeth nach dem Check-In nicht mehr raus zu mir, so packe ich irgendwann meine Sachen, fahre ein Stück zurück und suche mir einen Platz, wo ich den Start der Maschine mit der Kamera dokumentieren kann. Für Elisabeth ist es, seit wir zusammen sind, der erste Alleinflug.
Dann kommt die Maschine auf mich zu und steigt unendwegt in den wolkenlosen, blauen Himmel, bevor sie  meinem Blick entschwindet. Meine Gedanken begleiten das Flugzeug noch eine Weile.
Auch für mich wird es nun Zeit aufzubrechen in den Norden des Landes. Entfernungen sind in Jordanien recht überschaubar, trotzdem braucht es seine Zeit, wenn man wie ich das Land genießt und immer mal wieder stehen bleibt um zu schauen oder zu fotografieren.
An einer Tankstelle halte ich kurz an, die Benzinuhr steht schon kurz vor Reserve. Obwohl ein großer Visa-Aufkleber an der Säule prangt, ist die Kasse noch nicht mit den Wunderwerken modernster Technik ausgestattet – gut, dass wir gestern unseren Dinar-Vorrat wieder aufgefüllt haben.
Kurz vor Jerasch wurden wir gestern von der Polizei angehalten – Fahrzeugkontrolle. Als ich heute die gleiche Stelle passiere, werde ich wieder rausgewunken – ob ich mich verdächtig mache, weil ich mich an die Verkehrsregeln halte?
Es ist der gleiche Polizist, als ich die Scheibe runterdrehe und nach meinem Geldbeutel nestle, lächelt er kurz, sagt ‚it’s OK, welcome to Jordan‘ und winkt mich weiter.
Irbid steht heute und morgen auf meinem Plan, die drittgrößte Stadt des Landes mit einer Geschichte bis in die Bronzezeit – von der man heutzutage aber nicht mehr allzu viel mitbekommt. Irbid ist eine Universitätsstadt, hier gab es 1986 und 1989 Studentenunruhen, was die Stadt auch außerhalb von Jordanien bekannt werden ließ.
Ich fahre durch die engen Straßen und Gassen des Ortes. Der Suq hier ist zehnmal so groß wie der in Amman, das hätte ich mir nicht vorstellen können. Es ist Tag, aber das Treiben ist fast so hektisch wie abends, wenn die Leute Feierabend und Zeit zum Einkaufen haben.
Der Gemüse- und Obstmarkt ist ein eigener Stadtteil – einfach verrückt. Die Verkäufer preisen lautstark ihre Waren an, jeder versucht den Anderen zu übertönen – mir drängt sich der Vergleich zu den Hupen der Autos auf.
Da ich einen der wenigen Parkplätze ergattern kann, steige ich aus und lasse mich durch die Gassen treiben. Genieße das hektische Treiben, die Farben und die Gerüche, die mir entgegenwehen.
Zurück beim Auto mache ich nmich auf den Weg zu meinem Hotel für die nächsten zwei Nächte. Es liegt zwischen Irbid und Jerasch, ein ganzes Stück abseits der Ortschaften in einem Olivenhain weit oben auf einem Hügel.
Ich nutze die kleinen Straßen und genieße die Tour, biege auf ein noch kleineres Sträßchen ab und finde irgendwann das Tor. Drinnen wird eifrig gebaut, es soll offenbar um einen Neubau erweitert werden. Der alte Bau hat die beste Zeit schon hinter sich, das wird aber geschickt durch viele Blüten kaschiert. Sogar einen Pool gibt es. Das Zimmer ist einfach, aber sauber. Nicht vergleichbar mit dem Hotel in Amman.
Ich checke ein (wähhrend um den Portier herumgemalert wird), bringe meine Sachen ins Zimmer und sitze lange Zeit auf der kleinen Terasse davor. Es geht ein ordentlicher Wind, man hört ein wenig Vogelgezwitscher und ansonsten .. nichts. Was für ein Kleinod, nach dem Besuch der lärmenden Städte.
Zum Essen fahre ich nach Jerasch runter. Ich finde den Weg zum Suq und rolle durch die engen Gassen. Offenbar bereitet man sich auf ein Fest vor, viele Neonstäbe werden in eigens dafür geschweißten Rahmen aufgehängt, die Verdrahtung dürfte beim VDE wohl keine Gnade finden. Wieder suche ich nach einem Parkplatz, um das Ganze nochmals zu Fuß zu ergründen.
Es ist einfach Wahnsinn. Da gibt es die Boutiqe an der Ecke, das Dach besteht aus Wellblech, die Wände aus Baustahlmatten. Drin Rohre, auf denen unzählige Klamotten auf Kleiderhaken hängen. Was irgendwann einmal weiß war, hat mittlerweile das Grau des Straßenstaubes angenommen. Ein Teil der Boutique ist einfach nur Müllhalde. Schwer zu ergründen, wie viele Mokkas der Betreiber wohl getrunken hat, ein Meer aus Pappbechern würden ausreichen, um ein Fußballstadion mit Getränken zu versorgen.
In den Gassen wird eifrig gekehrt. Allerdings nur vor der eigenen Haustür. Was auf die Straße gekehrt wird, trägt der Wind wieder vor die Tür. Dazwischen tummeln sich die Menschen, spielen die Kinder, Katzen schleichen umher und suchen nach essbarem. Das Müllproblem ist wirklich krass – und trotzdem zieht mich diese Art Markt magisch an.
Am Eingang sah ich ein Schild vor einem Grill. Als ich wieder zurück bin, sehe ich, dass es keine Sitzplätze gibt und gehe weiter. Ich entscheide mich für ein Restaurant an der Straße. Was von außen recht unscheinbar wirkt, ist dermaßen groß, dass sich die wenigen Gäste förmlich verlieren. Man hat das Gefühl, alleine dort zu sein. Neben mir ein Fels, an dem ein Wasserfall herunterplätschert. Das Wasser fließt in ein Becken und wird von dort wieder hochgepumpt.
Das Essen schmeckt köstlich. Diesmal ein Fleischspieß mit einem türkischen Salat und Fladenbrot. Zusammen mit zwei Getränken zahle ich unter 6 Dinar, bevor ich mich auf den Weg zum Olive Brunch Resort mache.
Es ist schon dunkel und als ich auf das kleine Sträßchen abbiege, leuchten die Lichter der Stadt zu mir herauf. Ich halte an, lege die Kamera auf die Motorhaube (das Stativ liegt oben im Hotel) und mache ein paar Aufnahmen. Ein Auto kommt und hupt schon von weitem – ich blockiere die kleine Straße – es ist die Polizei. Die beiden sind erst etwas unwirsch, als ich ihnen erkläre was ich vorhabe und sie eines der Bilder auf dem Monitor zeige, lächeln sie freundlich, es kommt das obligatorische ‚Welcome in Jordania‘ und sie brausen davon. Wenig später der nächste – der Selbstauslöser läuft und soll ein Verwackeln verhindern. Auch er murmelt ein paar freundliche Worte, weicht über das Bankett aus und rollt davon. Als ich genug Bilder habe, genieße ich nich einen Moment den magischen Anblick – eine Stadt mit uralten Wurzeln, bunt beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum.
Die letzten paar Meter zum Hotel sind schnell geschafft. Duschen, Tagesbericht, ein paar Worte mit Elisabeth und dann geht’s ins Bett.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

17.05.2012 In den Norden von Jordanien   (Fred)

Heute mal kein Wecker, ich schlafe bis 8:00 Uhr.
Eine ausgiebige Dusche weckt die Lebensgeister, dann fehlt nur noch ein Frühstück.
Der Frühstücksraum ist gleichzeitig Restaurant und ebenso abgewohnt wie der Rest des Hotels. Ich setze mich an die Fensterfront und genieße dan Ausblick hinunter ins Tal und auf die Hügel gegenüber. Ein junger Mann kommt und fragt, ob er das Frühstück servieren darf – na klar darf er das.
Was er da serviert, beeindruckt mich. Teller um Teller, Schüssel um Schüssel kommt auf den Tisch, bis dieser komplett gefüllt ist – alles für mich alleine.
Dann kommt er noch mit einem Teller, auf dem ein Riesen-Omelette liegt und schiebt ihn  zwischen die anderen Köstlichkeiten. Kichererbsenpaste und eine Art Käse-Quark-Paste, beträufelt mit durftendem Olivenöl. Kleine Scheiben Stangenbrot, die mit Sesam, Gewürzen und Öl bestrichen und getoastet sind. Toastbrot, Tomaten, Gurken, Honig, Marmelade, Butter …
Nur einen kleinen Teil davon kann ich verzehren, es ist einfach zu viel.
Danach mache ich mich fertig für meine Tagestour. Schnell noch ein Hotel für morgen buchen, ich muß mit dem Notebook in die Lobby, wo der WLAN-Router steht. Auch wenn der Rechner nur 20cm daneben steht, zeigt er nur ein schwaches Signal.
Die Basaltregion steht auf meinem Programm, nordöstlch von hier, in der Gegend um Mafraq.
Vorher aber will ich nochmal in die Gegend nordwestlich von Irbid in der Hoffnung, einen Blick auf den Jordan oder den See Genezareth zu bekommen.
Auch diesmal meide ich die Hauptverkehrsader und suche mir kleine Sträßchen aus. Rechts und links der Straße viele Olivenhaine und Getreidefelder, die sich die Hügel hinaufschmiegen.
In Irbid angekommen, bin ich erstaunt, wie ruhig es hier heute ist. Nur an den Kreisverkehren und Kreuzungen das gleiche Chaos von gestern. An einer Kreuzung hat jemand sein Auto links auf den Bordstein gesetzt. Das ist gar nicht so einfach, schließlich ist der an die 40 cm hoch. Die ganze Familie steigt aus und versucht gemeinsam, das Fahrzeug wieder herunter zu bekommen, während der Verkehr vor mir und die Fahrzeuge, die von links kommen hupend mit wenigen Zentimetern Abstand außenrum manövrieren.
Ich durchfahre eine Straße mit vielen Villen, dazwischen die Zelte der Beduinen – mit Satellitenschüssel davor. Wie die wohl an Strom für den Fernseher kommen, überlege ich mir. An einem Markt halte ich kurz an für etwas zu trinken und entdecke dabei ein Schild, wo die Kreditanstalt für Wiederaufbau aus Deutschland als Sponsor für das Abwassersystem der Stadt genannt wird.
In den nun folgenden Straßen sind rechts und links viele kleine Werkstätten zu sehen. Hier wird geschweißt, lackiert, gesägt, gehobelt – alles auf Maschinen, die schon seit meiner Kindheit in Deutschland ausgemustert wurden.
Ich halte an, gehe zu einer der Schreinereien und frage den jungen Mann, ob ich ihn bei der Arbeit fotografieren kann. Er spricht nur ein paar Brocken Englisch, will aber wissen, weshalb ich das tun will. Ich versuche ihm zu vermitteln, wie mich die Art der Arbeit fasziniert, worauf er einwilligt und eine Hartholzleiste durch eine Kreissäge schiebt. Die Maschine ist uralt, Säge, Hobel, Dickenabrichtmaschine und Fräse zugleich. Alle Werkzeuge laufen gleichzeitig und können nicht einzeln zu- oder abgeschaltet werden. Dass es keine Schutzmaßnahmen gibt, um ein unbeabsichtigtes hineingreifen ins Werkzeug zu verhindern, brauche ich wohl nicht extra erwähnen.
Mahmut, so stellt sich mir der Schreiner vor, hat aber noch alle Finger. Während bei uns im Lauf der Zeit die Berufsausübung immer hektischer wird, geht er sehr besonnen und langsam vor.
Er bietet mir ein Wasser an und ich erfahre, dass er gerade an einem Schrank arbeitet – ganz ohne Plan. Nur die Maße hat er notiert, der Schrank wird genau in das Haus eingepasst. An der Wand steht ein Sideboard, schon fast fertig. Ich bewundere die fachmännische Arbeit, worauf er stolz lächelt.
Weiter geht es dann in Richtung Barshada und dann nach Hartha. Kurz nach dem Ortsende komme ich an eine Militärkontrolle, die mir klarmachen, dass die Grenze hier geschlossen ist. Also drehe ich um und versuche weiter unten mein Glück.
In Sahm wieder eine Kontrolle, hier reicht das Englisch der Soldaten nicht aus, um mich verständlich zu machen, weshalb ich freiwillig umkehre.
Dann versuche ich es halt auf der 122 über Umm Quais, denke ich mir. Dort angekommen, finde ich die Reste von Gadara, wie die Stadt früher hieß. Schon im 4. Jhrd. Vor Christus besiedelt, fiel die Stadt dem großen Erdbeben im Jahre 747 zum Opfer, wurde erst 1806 vom deutschen Reisenden Ulrich Seetzen wiederentdeckt.
Während ich am Eingang sitze und den Reiseführer studiere, kommt ein Mann auf mich zu und spricht mich in deutsch an. Er hat am Reiseführer erkannt, dass ich Deutscher bin, meint er und selber viele Jahre in Deutschland gelebt.
Wir unterhalten uns ein wenig, dann bietet er mir an, mir die Gegend zu zeigen. Vorsichtshalber frage ich nach dem Preis, er will 50 Dinar. Das ist in Amman ein Wochenlohn, protestiere ich. Bei 20 Dinar werden wir uns handelseinig.
Ich räume den Beifahrersitz leer, er nimmt neben mir Platz und los geht es. Aber nur ein kurzes Stück, dann wird der von ihm vorgeschlagene Weg durch einen Schlagbaum versperrt.
Aus dem Häuschen nebenan kommen zwei Soldaten, er spricht ein paar Sätze auf arabisch mit ihnen, gibt seinen Ausweis ab, bekommt dafür ein blaues Kärtchen und der Schlagbaum wird geöffnet.
Der Weg ist klein und holprig, führt an Feldern vorbei, auf denen das Getreide auf altertümliche Art geschnitten wird.
Wir erreichen eine Art Parkplatz, auf dem zwei Hubschrauberlandeplätze markiert sind. Ich grüble noch, wofür man die hier im Nirgendwo braucht, da zeigt mein Führer auf ein kleines Schloss ein Stück weiter unten.
Das ist der Sommersitz vom König Hussein, gibt er mir zu verstehen. Als dieser noch gelebt hat, hat er alle großen dieser Welt hier beherbergt und ich verstehe auch gleich warum.
Denn kaum haben wir einen Busch umschritten, öffnet sich mir der Blick auf den See Genezareth, rechts davon sehe ich die Golanhöhen. Wahnsinn, wie groß der See wirkt und wie nah ich ihm bin.
Ich bekomme eine sehr interessante Geschichts- und Geographiestunde. Die Grenze zu Israel bildet der Fluß Yamuk, der vor unseren Füßen eine Schlucht gegraben hat.
Wir gehen zurück zum Auto, ich mache ein Foto von dem kleinen Palais, der Führer meint, das wäre verboten und zwinkert mir dabei zu.
Wenige Kilometer weiter und eine weitere Militärkontrolle später parken wir erneut und gehen ein Stück zu Fuß den Berg hinab. Linker Hand ein umzäuntes Areal mit einer Villa drin – der Wochenendsitz eines Ministers, wird mir erklärt.
Dann stehen wir vor einer Höhle. Jesus ist drei Tage in die Wüste gegangen um zu fasten, hier in der Höhle hat er geschlafen, weiß mein gebildeter Führer. Ich kann mich an die Geschichte in der Bibel erinnern und auch, dass er hier vom Satan verführt wurde: Wenn Du mich anbetest, dann lege ich Dir das alles zu Füßen. Wenn ich den Blick über das Tal und den See schweifen lasse, dann kann ich es mir gut vorstellen, das dies eine große Versuchung war.
In die Höhle lässt er mich nicht, ’nur von draußen fotorafieren‘ meint er. Es sind viele giftige Schlangen drin. Was Jesus wohl gegen die unternommen hat?
Wir gehen zum Auto, fahren das Sträßchen zurück und tauschen das blaue Kärtchen wieder gegen den Ausweis.
Dann fahren wir auf der 10 hinunter ins Jordantal.
Die Straße ist relativ neu und windet sich in Serpentinen den Berg hinab, vorbei am Stausee, mit dem das Schmelzwasser zurückgehalten wird, um die Felder im Jordantal zu bewirtschaften.
Unten angekommen, befinden wir uns auch gleich zwischen Bananenplantagen. In al-Manshiyya biegen wir nach rechts auf die 65 ein, die ich heuer und letztes Jahr zusammen mit Elisabeth schon ein paarmal weiter südlich befahren habe.
Neben uns läuft der in ein Betonbett gezwängter Teil des Yamuk, der Kanal ist über 100km lang und wurde inkl. eines Tunnels von Koreanern in einem Jahr gebaut. Er dient in erster Linie zur Bewässerung und ein Stück weiter oben auch einigen Männern zum Fischfang, mit denen wir ein paar Worte wechseln.
Links von uns viele Plantagen, die alle dem Bruder von Hussein gehören. Orangen, Datteln, Bananen, Trauben – hier befindet sich das Hauptangebiet für diese Früchte, die von hier aus in die ganze Welt exportiert werden.
Weiter oben links der alte Flußlauf des Yamuk, der gleichzeitig die Grenze zu Israel bildet. Dahinter stämmige Dattelpalmen – nur das allerfeinste aus USA, erfahre ich.
Die Straße knickt scharf nach links ab, wieder eine Militärkontrollstation.
Der Führer fragt, ob ich mir den Fluß ansehen darf, die Soldaten geben ihr ok. Als ich die Kamera mitnehme, zuckt mein Guide gleich zusammen, die beiden jungen Männer winken ab – kein Problem.
So komme ich zu einem Foto, wo das Wasser des Yamuk zwischen zwei Staaten aufgeteilt wird. Über eine betonierte Einrichtung werden 20% des Wassers nach Israel und weitere 20% nach Jordanien abgezweigt – der Rest fließt im alten Bett weiter und bildet die Grenze.
Wenige hundert Meter weiter halten wir erneut, ich bekomme einen Blick auf eine grüne Insel in Israel, direkt an der Grenze.
Hier sieht man Bassins, in denen Fische und kleine Krokodile gezüchtet werden, daneben sprudelt heißes Thermalwasser aus der Erde und wird als Heilbad genutzt.
So etwas gibt es in Jordanien natürlich auch. Auf dem Weg dahin wieder Militär und der Hinweis, dass es gerade einen Brand gibt, der gelöscht werden muß und dass wir aufpassen sollen.
Es brennt ein Stück weiter oben, so kommen wir unbeschadet in die nördlichste Stadt Jordaniens. Der Yamuk hat sich hier eine tiefe Schlucht gegraben.
Unten viel grün, man sieht die Fische bis oben und Wildschweine, Wölfe und Hyänen soll es da unten auch geben.
Al-Hamma, wie der Ort früher wegen seiner heißen Quellen genannt wurde, bildet den nördlichsten Punkt unserer Tour.
Wir fahren ein Stück zurück, bevor wir links auf die 122 abbiegen, die uns wieder nach Umm Quais bringt.
Noch einige Male halte ich an, um ein paar Fotos zu schießen und bekomme weiterhin viele Informationen über das Land, über Flora und Fauna.
Viele Male ruft mein Beifahrer (ich hab den Namen leider vergessen) irgendwelche Leute an und erklärt, dass er mit mir unterwegs ist. So interprediere ich es jedenfalls, denn der Begriff Allemanje fällt recht häufig.
Er gesteht auch, dass er – obwohl Mohammedaner – das Bier in Deutschland sehr schätzt und ist fest davon überzeugt, dass Mohammed oder Jesus – würden sie in der heutigen Zeit leben, dieses Getränk als Heilmittel für die Nieren zulassen würden.
Er hat auch eine Frau in Deutschland, die lebt in Bad Reichenhall, blond und schön. Wenn sie ihn mal besuchen kommt, lacht und freut sich seine hiesige Frau – meint er.
In Umm Quais verabschieden wir uns und ich mache mich auf den Weg zu meinem eigentlich geplanten Tagesziel: Nach Umm Al Jimal, noich ein Stück östlich von Mafraq.
Es ist schon vier als ich in Irbid ankomme. Ich sehe an der Straße ein Schild mit eßbarem, drehe um, parke und gehe dorthin. Es ist so eine Art Imbißbude, die von der jordanischen Arbeiterklasse genutzt wird.
Der Wirt ist sehr erstaunt über meinen Besuch und fragt mich, ob ich mir kein Restaurant leisten kann. Vorsichtshalber erkläre ich mal, dass ich sehr wohl aufs Geld achten muß, dass ich aber auch deshalb hier bin, weil ich essen mag, wie die einfachen Leute in Jordanien essen. Es gibt wieder Kichererbsenpaste mit Knoblauch und Olivenöl, Salat und kleine Bällchen, die von Weitem aussehen wie Hackfleichbällchen, sich bei genauerer Betrachtung aber als Farfalle herausstellen. Dazu Fladenbrot und Tee.
Immer wieder werde ich etwas gefragt, wie es mir hier gefällt, was ich so mache, wo meine Frau ist etc.
Wenn er das in Erfahrung gebracht hat, nimmt er das Handy, ruft irgendwen an und erzählt – ich verstehe mal wieder nur Allemanje. Generell stelle ich fest, dass Englisch hier im Norden weit weniger geläufig ist. Letztes Jahr im Süden hatten wir kein Problem. Dort konnte jeder besser Englisch als ich.
Der Wirt erzählt, dass ich der erste Tourist bin, der bei ihm angehalten hat, freut sich, wenn ich ihm sage, dass ich Jordanien sehr genieße und läd mich sofort zu sich nach Hause ein. Ich könne doch auch dort schlafen, meint er.  20km von hier im Jordantal, seine Frau würde sich freuen, mich kennen zu lernen.
Ich weiß ja, dass es oft so eine Redensart ist mit den Einladungen, möchte auch lieber zurück in mein Refugium und vertröste ihn deshalb auf meinen nächsten Jordanienbesuch.
Dann zahle ich (ganze 1,5 JD) und wir verabschieden uns überschwenglich.
Ich beschließe, nun doch nicht mehr zur Basaltregion zu fahren und mache mich auf den Weg zurück ins Hotel.
Dann kann ich es aber doch nicht lassen und mache noch einen Abstecher nach Jerasch, durchfahre den Ort und erklimme dahinter über eine steile Straße einen Berg – ein Schild, dass auf den Schrein des Propheten Hud hinweist, animiert mich dazu.
Vor der Moschee parke ich und gehe ein wenig umher. Neugierig kommen die Kinder auf mich zu, grüßen und probieren ihre paar Brocken Englisch aus. Der Sonnenuntergang kündigt sich an, so stelle ich mich in Position, um ein paar Fotos zu machen.
Ein dicker Mercedes kommt daher, parkt für 10 Minuten vor mir, dreht dann um. Der Fahrer spricht mich auf arabisch an, als ich zu verstehen gebe, dass ich dessen nicht mächtig bin, läd er mich in gebrochenem Englisch zu einem Kaffee ein.
Aus dem Fenster des Hauses hinter mir kommen ein paar Fragen an einen der Jungen. Dieser versucht mir ebenfalls klar zu machen, dass ich dort eingeladen bin, einen Tee zu trinken. Ich grüße zum Fenster und gebe zu verstehen, dass ich den Sonnenuntergenag fotografieren will.
Die Stimme fragt, ob ich Englisch verstehe und ruft mir ein Welcome zu. Erkennen kann ich im Gegenlicht nur einen Schatten.
Als die Sonne weg ist, starte ich den Wagen, winke nochmal zum Abschied und mache mich auf den Weg.
Nachdem ich Jerasch hinter mir gelassen habe, halte ich in einem Dorf noch kurz an, kaufe mir eine Flasche Wasser, zwei Dosen Cola und ein Eis. Dafür bezahle ich weniger als einen Dinar – umgerechnet 80 Cent.
Dann setze ich mich auf meine kleine Terrasse, schreibe das Tagebuch und genieße die warme Luft und die Lichter der Häuser im Tal.
Was für ein Tag.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

18.05.2012   Ab in die Wüste   (Fred)

Der Start in den Tag gestaltet sich heute etwas durcheinander. Ich wache auf und gucke auf die Uhr des Notebooks  5:00 Uhr. Noch viel zu früh, denke ich und versuche noch etwas zu schlafen. Was ich dabei vergessen habe: Der Rechner zeigt deutsche Zeit. So döse ich noch ein wenig vor mich hin. Als ich dann aufstehe, ist es schon halb neun Ortszeit. Also schnell zum Frühstücken und dann auschecken.
Als ich den Schlüssel abgebe, weist mich der Portier darauf hin, dass da noch etwas dran hängt. Der eigentliche Ring, der den Schlüssel mit dem Anhänger verbindet war so dünn, dass er sich in meiner Hosentasche aufgebogen hat und wohl beim Herausholen des Autoschlüssels verloren gegangen ist. So hab ich kurzerhand eine LED-Leuchte von A.U.F dran gemacht.
Kein Problem meine ich und erkläre das mit dem verloren gegangenen Ring. Er fragt, ob er sich die Lampe abmachen darf, worauf ich antworte, er kann auch gerne noch eine Ganze mit Ring haben. So zwei, drei davon habe ich noch im Rucksack. Als ich ihm die gebe, bedankt er sich überschwenglich. Seit 6 Jahren arbeitet er nun hier, meint er, es ist das erste Mal, dass er etwas geschenkt bekommt. Dank A.U.F habe ich ihm eine große Freude gemacht.
Ich belade das Auto und fahre los. Über eine kleine gelbe Straße führt mich der Weg nach Zarqa. Am Ortseingang Fahrzeuge über Fahrzeuge. Der Grund dafür: Es ist Flohmarkt  Freitags um 10:00 Uhr ist hier die Hölle los.
Der Ort selber ist nicht sonderlich aufregend. Eine aufstrebende Industriestadt halt, mit jeder Menge Läden und Restaurants an der Hauptstraße.
Gleich zwei Fotomotive fallen mir auf, weshalb ich das Auto parke, die Kamera schultere und ein Stück zurück gehe. Das erste Foto ist schnell gemacht.
In einer Art amerikanischem Fastfood-Laden sitzt ein Mann an der Türe und winkt mich herein. Weil das Frühstück noch nicht lange her ist und ich eh lieber landestypisch essen mag, gehe ich weiter.
Ein junger Araber rennt hinter mir her, redet auf mich ein und fuchtelt mit den Armen. Er zeigt nach hinten und macht mir klar, dass ich mitkommen soll. Also mache ich nochmal kehrt und er führt mich direkt zurück in das Fastfood-Restaurant. Der Mann, der dort hinter der Tür saß, spricht mich in perfektem Englisch an und heißt mich willkommen.
Er habe mich vorbeigehen sehen und mich für einen Amerikaner oder Europäer gehalten, sagt er. Mohammad  Sanif, so heißt er, hat 26 Jahre in Sacramento gelebt und kam wieder hierher zurück, um sein eigenes Geschäft aufzubauen. Mit Amerikanisch-Texanischer Küche versucht er seine Marktnische zu definieren.
Bei den Jordaniern kommt das gut an, meint er. Ich bin derzeit allerdings der einzige Gast, 5-6 Mitarbeiter bereiten im Hintergrund Salate und Dressings zu. Sein Sohn kommt dazu und auch er begrüßt mich in Englisch.
Der junge Araber, der mich geholt hat, stellt viele Fragen, die er dank seinem Chef nun auch beantwortet bekommt.  Als er erfährt, dass ich gestern in Irbid war, wird er ganz aufgeregt, denn das ist seine Heimatstadt. Ich erzähle von den kleinen Handwerksbetrieben und der Begegnung mit dem Gastwirt, plötzlich ist er verschwunden und kommt mit einer Tüte Falfalle zurück – ich muß unbedingt probieren.
Mohammad läd mich zum Essen ein, ich lehne dankend ab und begnüge mich mit etwas trinkbarem. Wir unterhalten uns lange und gut, ich erfahre viel über das Land, die Politik und die Leute hier. Mohammad hat sichtlich Freude an meiner Einstellung und meiner Art des Reisens.
Er zeigt mir am Handy Bilder seines hier neu gebauten Hauses, seiner Frau und Kinder, philosophiert mit mir über die Unterschiede zwischen USA und Jordanien und über die Zukunft dieses Landes.
Mehr als eine Stunde geht das so, dann reiße ich mich los, ich will ja noch was ansehen. Mohammad gibt mir seine Visitenkarte und meint, wann immer ich hier in Jordanien Unterstützung brauche, solle ich ihn anrufen.
Der junge Araber und Mohammads Sohn begleiten mich zum Auto. Er wollte unbedingt von mir fotografiert werden, deshalb denke ich, dass ich ihm mit einem Sofortbild eine Freude machen kann.
Auf dem Weg kommen wir bei meinem zweiten Fotomotiv vorbei: Einem Schaufenster voller Shishas. Als ich die Kamera hochnehme, springt mein Begleiter rein, redet mit dem Inhaber und so darf ich auch ein Bild von innen machen.
Das Sofortbild erzielt die erwartete Wirkung, wir verabscheiden uns erneut und ich fahre weiter.
Ein Stück die große Bundesstraße, dann gelbe und schließlich ein weißes Sträßchen auf der Karte.
Je weiter ich aus der Stadt komme, umso trostloser werden die Ortschaften. Ich tauche langsam ein in die Wüste.
Das erste Wüstenschloss, dass ich mir anschauen mag, ist Quasr el Hallabad, dessen Ursprünge auf die Nabbatäer zurück zu führen sind. Ich parke am Visitor-Center, man begrüßt mich und schickt mich den Hügel hinauf.
Eine Moschee außerhalb des Schlosses ist fast fertig renoviert, während am Schloß selbst noch ein Baukran steht.
Aus einem Bauwagen kommt ein Beduine auf mich zu, mein Guide an diesem Ort. In holprigen Englisch erzählt er mir von der Moschee, sperrt dann das Schloß für mich auf und führt mich herum. Griechische und arabische Inschriften entdecke ich auf so manchem Stein, Symbole von Tieren. Es gibt auch einige Mosaiken, wohl in erster Linie gedacht, um Regenwasser aufzufangen und in vier Zisternen abzuleiten.
Die Omayaden haben neben den Fresken und Mosaiken auch ein durchdachtes Wassersystem entwickelt.
Als wir wirklich alle Räume erkundet haben und ich viele Informationen dazu erhalten habe, verabschiede ich mich von meinem Führer und drücke ihm 2 Dinar in die Hand.
Die zwei Dinar Eintritt laut Reiseführer wurden nicht verlangt. Ich mache noch ein paar Fotos von außen und gehe zurück zum Auto.
Die Temperatur ist hier in der Wüste einiges höher als ich sie die letzten Tage erfahren habe. Die im Auto vergessene Wasserflasche hat sich in der kurzen Zeit so aufgeheizt, dass ich mir einen Tee machen könnte.
Mein nächstes Ziel ist das Wüstenschloss Qasr al-Azraq, zu erreichen über die 30, einer Straße, die auch als LKW-Rennpiste nach Saudi-Arabien und in den Irak bezeichnet wird. Von den vielen Tonnen Nutzlast ist die Straße ziemlich zerbröckelt, man kommt aber trotzdem gut voran.
Die Landschaft hier erinnert mich an die USA: Endlose Weite, durchzogen mit einem schwarzen Band. Rechts und links münden staubige Wege und ich vermisse ein wenig mein Motorrad, um diese erkunden zu können.
In Azraq suche ich mir ein Restaurant, um etwas gegen meinen Hunger zu tun. Früher gabe es hier eine Oase mit einem mehrere hundert Meter breitem See, heute nur mehr Wüste, aber zwei große Restaurants, die dem Sturm der Besucher Herr werden sollen.
Der hält sich im Moment in Grenzen, nur eine kleine italienische Reisegruppe teilt sich das Restaurant mit mir.
Es gibt Buffet: Hühnchen, Lamm, Reis, Pasten, Salate, Suppen, Nachtisch … Auch die Preise sind dem Tourismus angepasst, 11 Dinar zahle ich letztendlich für Speis und Trank.
So gestärkt mache ich mich auf die Suche nach dem ’schwarzen Schloß‘, dessen letzter bekannter Bewohner Lawrence von Arabien war.
Die Wegbeschreibung ist etwas irreführend, und auch beim zweiten Anlauf bin ich mir nicht sicher, weil ich in den Ort reinfahre. Dann sehe ich es. Zwischen den Häusern beeindruckt es, direkt neben der Straße.
Ich suche einen Parkplatz und dann den Eingang. Am Kassenhäuschen begrüßt mich ein junger Mann in Englisch, preist seine Dienste als Guide für 4 Dinar an. Das klingt gut, so nehme ich das Angebot an, worauf er mit dem Mann am Kassenhäuschen ein paar Worte wechselt und mit mir loszieht. Eintritt kann ich irgendwann zahlen, meint er.
Gleich das Tor ist eine Attraktion. Zwei  steinerne Flügel aus Basalt, jedes eine Tonne schwer schützten vor unliebsamen Besuchern. Die Türen sind intakt, ich darf sie selber auf und zumachen. Es geht ohne große Kraftanstrengung. Drinnen führt er mich über eine Treppe in einen Raum über dem Tor. Hier sei das Arbeits- und das Schlafzimmer von Lawrence gewesen, erfahre ich. Eine Woche lang hat er sich hier aufgehalten, auf seinem Weg von Bagdad zum Wadi Rum.
Interessant und kurzweilig gestaltet sich auch der Rest der Führung. Das ehemals dreistöckige Areal wurde bei einem schweren Erdbeben zerstört, nur noch das Erdgeschoß blieb übrig.
Es gibt auch noch eine zweite Steintür, die ist sogar drei Tonnen schwer. Öffnen kann ich diese allerdings nicht.
Die 9 Meter tiefe Zisterne ist ebenso ausgetrocknet wie der See der Oase. Das Wasser wurde nach Amman gepumpt oder zur Bewässerung der Region verwendet. Es soll zwar ein Projekt geben, das Ganze wieder zurück zu bauen, denn auch das Biosphären-Reservat am anderen Ortsende leidet darunter. Offenbar wird es aber eher halbherzig gelebt.
Nachdem ich meinen Führer bezahlt und verabschiedet habe, schlendere ich noch gedankenversunken durch das Gemäuer und stelle mir vor, wie das Leben hier früher stattfand.
Die italienische Reisegruppe aus dem Restaurant findet sich ein, wir sind die einzigen Gäste.
Als ich das Areal gegen 16:00 Uhr verlasse ist das Kassenhäuschen verschlossen.
Eigentlich wollte ich noch nach Qasr Tuba, ein Schloss, dass zwar weitgehend zerstört ist, aber etwas abseits liegt und am ehesten das Gefühl der Wüste vermitteln soll.
100 km Umweg erscheinen mir dann aber doch zu viel, so mache ich mich auf in Richtung Amman, zwei weitere Schlösser liegen ja noch am Weg.
Von der 30 wechsle ich auf die 40 und auch hier das Bild endloser Weite. LKW’s mit riesigen Steinbrocken – natürlich ungesichert  – auf der Straße, wenig Autos, kein Schatten.
Ich rolle dahin und genieße, meine Gedanken reisen weit in die Vergangenheit.
Ein Blick auf die Benzinuhr holen mich aber schnell in die Gegenwart zurück. Kurz vor Reserve und noch weit bis Amman. Auf dieser Straße weit und breit keine Tankstelle zu sehen. Kurz überlege ich umzukehren, aber auch da kann ich mich nicht erinnern, wo die letzte Tankstelle war. Klimaanlage aus und möglichst spritsparend weiter. Als die Warnleuchte angeht, kann ich am Horizont die Umrisse einiger Gebäude erkennen  – noch 40km bis Amman. Mit meinem Auto kein Problem, wie das mit dem Leihauto ist, da bin ich mir nicht so sicher.
Eine Tankstelle an der Straße  – allerdings seit langem geschlossen. Es reicht noch bis Amman, rede ich mir zu, entdecke ein paar Kilometer weiter erneut eine Tanke. Die hat auf, aber kein 95 Oktan-Benzin mehr. So tanke ich 90er, erstmal halbvoll und fahre beruhigt weiter.
In Amman soll ich für Elisabeth noch ein Gewürz besorgen. Das mach ich natürlich im Souk  wie es sich gehört 😉 Ideal wäre es, wenn ich an der Zitadelle parke, überlege ich mir, da krieg ich einen Platz. Gesagt  getan. Allerdings muß ich dazu einmal mitten durch das Gewühl des abendlichen Verkehrschaos im Souk.
Zu Fuß gehe ich runter in die DownTown, genieße auch diesmal das Treiben und schwimme mit der Masse mit.
Und ja, ich habs getan .. ihr wisst schon .. Schafkopf.
Der Ober dachte erst, er hat mich falsch verstanden, als er meine Bestelllung aufnahm.Ich mußte mit ihm runter zur Küche und es ihm zeigen (Auf dem Tresen liegt so ein Kopf). Er führt mich zum Koch, dieser schöpft mit einem Sieblöffel einen halben Kopf aus dem Sud und er fragt mich nochmal. Ja ich will 😉
Eigentlich wollte ich das Ganze filmisch dokumentieren, aber es starrten so viele Augen auf den Fremden, der sich einen Schafkopf bestellt, da war mir das zu peinlich.
Das Auge hab ich nicht gegessen, sondern unter dem Kieferknochen auf dem Knochenteller versteckt. Hab mal gelesen, das sei das Beste vom ganzen Kopf.
Liebe Jordanier, die ihr mir erzählt habt, was für eine Delikatesse Schafkopf ist: Ich habe mich wirklich bemüht, euch gerecht zu werden.
Ehrlich gesagt, ich muß das nicht nochmal haben. Schmeckt ein wenig wie Kesselfleisch, allerdings mit einem Nachgeschmack. Zunge und Backen sind lecker, der Rest .. na ja ..
Bezahlt habe ich dann für Fleisch, zwei Schüsseln Salat, Brot, eine Cola und eine Flasche Wasser 4 Dinar – umgerechnet 4.50 Euro.
Mit dieser nun erfüllten Mission habe ich den Besuch des Souk abgeschlossen, bin zurück zum Auto und in mein Hotel gefahren.
Hier noch kurz Kontakt mit Elisabeth, dann endlich raus aus den schweißverklebten Klamotten, eine Dusche und ab ins Bett.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

19.05.2012 Es geht nach Hause   (Fred)

Um halb sechs klingelt mein Wecker, eigentlich zu früh, aber wir haben bei unserer Ankunft in Jordanien den Termin für die Abgabe des Autos auf halb sieben festgelegt.
Ich packe meine Tasche und checke aus, verzichte dabei auf Frühstück und Hotelpool. Zum Flugplatz sind es nur noch ein paar Kilometer, so bin ich pünktlich zur vereinbarten Zeit am Terminal.
Natürlich ist noch niemand hier. Da ich in der Kurzzeitparkzone stehe, rufe ich Saleh an um anzufragen, ob ich stehen bleiben kann oder ob ich mir einen Parkplatz suchen soll. Nach ein paar mal Klingeln meldet sich eine müde Stimme und als ich frage, wo er ist, meint er, er macht sich auf den Weg.
Keine 30 Sekunden später hält ein Fahrzeug neben mir, zwei Herren steigen aus und geben mir zu verstehen, dass sie das Auto abholen wollen. Sehr suspekt, denke ich mir und frage, wer sie geschickt hat.
Sie wissen den Namen und das Hotel, wo Saleh arbeitet, also doch alles ok. Das ich die Übergabe bestätigt haben möchte, verwirrt sie ein wenig, sie machen es dann aber doch. Eigentlich interessieren sie sich nicht für den Zustand des Wagens, oder ob dieser vollgetankt ist.
Für mich ist klar, dass ich den Privatwagen von Saleh angemietet hatte. Das hat ihm in den vier Tagen einen halben Monatslohn eingebracht – mir ist es recht.
Ich checke ein, besorge noch ein paar Dinge im Duty-Free-Shop und warte auf den Abflug. Mehr und mehr andere Rallyeteilnehmer trudeln ein, man unterhält sich und tauscht neue Informationen aus.
Dann geht es mit dem Bus zum Flieger, wir starten pünktlich.
Ich hab einen Platz am Gang und nutze den Flug, um noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Geweckt werde ich immer mal zwischendurch von der Crew, die sich mit Getränken, Essen und Snacks liebevoll um mein leibliches Wohl kümmert.
Ankunft in München, Passkontrolle, Gepäck abholen, dann mit der S-Bahn nach Hause, wo Elisabeth schon auf mich wartet.
Ich wäre gern länger geblieben, aber es ist auch schön, wieder zu Hause zu sein.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

20.05.2012  Willkommen daheim   (Fred)

Nachdem Elisabeth am Mittwoch, und ich gestern wieder zu Hause angekommen sind, hat uns der Alltag wieder.
Na ja, nicht ganz. Denn als wir in der Zeitung gelesen haben, dass die Autoschau in FFB läuft, dachten wir, wir schauen gleich mal bei unserem größten Sponsor, der A.U.F GmbH vorbei.
Mit dem Radl die Stadelberger entlang – der gesperrte Bereich beginnt in der Maisacher-Str. / Kreuzung Augsburger Str.
Von da bist fast zum Rathaus runter war alles in der Hand von A.U.F.
Bühne, Dampfeisenbahn, Radwechselwettbewerb, Massagen und was sonst noch alles.
Kaum dass man uns erblickt hat, war die Freude groß. Alle, egal ob Azubi oder der Chef selber haben uns freudig begrüßt und umarmt.
Jeder wollte wissen, wie es uns ergangen ist. Bestimmt 10mal haben wir unsere Geschichte erzählt.
Wir hatten das Gefühl, ein Stück weit zur A.U.F–Familie dazu zu gehören.
Andreas Musmann haben wir gleich ein paar Mitbringsel aus Jordanien überreicht, ein erstes kleines Dankeschön.

Danke A.U.F
Wieder daheim führte uns der erste Weg zum Autohaus A.U.F, um danke zu sagen und Andreas Musmann ein paar Mitbringsel zu überreichen

Am Dienstag wird Elisabeth nochmal mit einem Auto voll Kuchen vorbeischauen und etwas ausführlicher über unsere Reise berichten.

[hr color=“dark-gray“ width=“90%“ border_width=“2px“ ]

Für uns beide war dies eine Reise, die uns viele schöne Momente beschert, aber auch viele offene Fragen hinterlassen hat, die uns lange beschäftigt haben.

Als Teamchef muss ich mir vorwerfen, nicht auf mein Bauchgefühl gehört zu haben, sonst hätte das Team wohl gehalten. Unterwegs habe ich emotionale Entscheidungen getroffen, statt rationale. Ich wollte den Teammitgliedern erleben lassen wie es sich anfühlt, gutes zu tun und habe deshalb alle Fahrzeuge und Personen voraus geschickt, anstatt rationell ein Fahrzeug inkl. Besatzung zurückzubehalten für den Fall, dass der Scorpio nicht mehr zu reparieren ist. Das ist nach hinten losgegangen – seis drum.

Ansonsten haben wir ausnahmslos freundliche Menschen getroffen – wir sind wie immer mit offenen Herzen in dieses Abenteuer gestartet und wurden überall mit offenem Herzen empfangen. Die Idee der Rallye ist es ja, durch viele Länder zu fahren und dabei die kleinen Straßen zu nutzen, um viel Kontakt zur Bevölkerung zu haben. Bei uns hat das super geklappt.

Danke an das OK, ohne euch wären wir so schnell sicher nicht nach Baku gekommen.
Danke an all die Menschen, die wir kennen lernen durften.
Danke an das Team 60, die uns in ihre ‚Familie‘ aufgenommen haben, als ob wir schon immer dazugehört hätten.

Danke an Euch alle, die ihr uns unterstützt habt und die ihr über unser Reisetagebuch an unserem Abenteuer teil nehmt.

Fred