23.06.2014 Gimsoy – Sysma (Fred)

Obwohl wir heute bis 8:00 Uhr geschlafen haben, sind wir die ersten im Camp, die auf den Beinen sind. Dauert aber nicht lange, dann raschelt auch das Vorzelt des Trucks der Autonomen Jugendwerkstätten Hamburg.
Wir wissen, dass wir heute Zeit verlieren, weshalb wir möglichst früh los wollen. Ich koche einen Tee, Elisabeth packt derweil das Auto um. Dann fährt sie los ins Dorf, um eine Zeitung zu besorgen. Heute steht die Holzscheit-Aufgabe an. Weil selten so viele Teams zusammentreffen, macht es Sinn, die Aufgabe gleich am Morgen anzugehen, auch wenn die Abendstunden die bessere Wahl für ein Lagerfeuer wären.

Bis Elisabeth zurückkommt, schälen sich auch die anderen aus den Schlafsäcken. Einige Teams sind erst gegen Mitternacht gekommen, danach gab es noch eine Geburtstagsfeier. Da verschiebt sich der Tagesplan etwas nach hinten.
Wohl auch der Grund, weshalb der ein oder andere darüber nachdenkt, die Aufgabe auf den Abend zu verschieben. Elisabeth geht nochmal auf die einzelnen Teams zu und dann finden sich doch nich die Holzscheite zusammen. Am Strand finden wir einen Platz, wo wir die Zeitung deponieren und die Holzscheite sternförmig darauf präsentieren. Jedes Team macht ein Foto mit den Scheiten und der Zeitung (wegen dem Datum). Dann stellen wir sie zusammen, knüllen die Zeitung dazwischen und zünden unser Lagerfeuer an. Auch das wird wieder per Foto dokumentiert. 8 Teams finden sich so zusammen – gibt immerhin 8 Sonderpunkte.
Dann wird es für uns Zeit, um aufzubrechen und das Camp am alten, stillgelegten Flugplatz zu verlassen. Es ist ein ganzes Stück bis zur Fähre, wir kommen gleichzeitig mit ihr am Hafen an. Wenige Minuten später sind alle Fahrzeuge an Bord, die Klappe geht hoch und die Fähre legt ab. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt, dann sind wir wieder am Festland.

Schnell finden wir den Weg in Oulu zum Reifendienst, an dem wir gestern vorbeigefahren sind. Dort herrscht reger Betrieb. Nach 10 Minuten bin ich an der Reihe. Ich erkläre mein Problem, meine Vokabeln toe and camber für Spur und Sturz kennt man hier nicht, aber mit ein paar Handbewegungen versteht man mich auch so. Reifen kann man uns hier montieren, Spur einstellen macht der Kollege, ein paar Straßen entfernt. Wir bekommen Heißgetränke angeboten, man kümmert sich liebevoll um uns. Das Auto kann ich sofort in eine Montagehalle fahren, wir holen derweil schon mal den Reifen aus der Reserveradmulde hervor. Ich will den Slick fotografieren, aber bis ich die Kamera im Anschlag habe, greift schon einer der Mechaniker danach und schwupps – liegt er auf dem Montiergerät. Ruckzuck sind die neuen Reifen drauf, gewuchtet und wieder montiert. Wir zahlen und bekommen einen Zettel mit einer Skizze zum Kollegen mt dem Spureinstellgerät.
Auch da finden wir einfach hin, leider ist der Mechaniker krank, der das Gerät montiert. Morgen ist uns zu spät, erkläre ich dem Mann hinter dem tresen, wir müssen weiter fahren. Ob er uns nicht eine Adresse geben kann, wo es heute möglich wäre. Nach einer kurzen Suche im Internet druckt er uns eine Adresse aus. Wir fahren kreuz und quer durch Oulu, die Straßen sind hier teilweise nicht beschriftet und unsere Karte nicht genau genug. Aber wir finden dann doch dahin. Leider haben wir auch hier keinen Erfolg, der Terminkalender für die ganze Woche ist voll und dazwischenschieben will er uns auch nicht. Auch hier frage ich nach einer Alternative. Wenig später reicht auch er ein Blatt Papier über den Tresen, diesmal sogar mit einem Kartenausschnitt. Weil wir wieder durch die Stadt müssen, frage ich, ob er so freundlich ist, und dort anrufen würde, damit wir nicht umsonst hinfahren. Er reicht mir einen Zettel mit der Nummer.
Finnisch ist nicht so unser Ding, deshalb beschließen wir, doch einfach hinzufahren. Das klappt auch super, mittlerweile finden wir uns in Oulu schon ganz gut zurecht. Ich gehe ins Büro und trage mein Anliegen vor. Kein Problem, meint der junge Mann hinter dem Schreibtisch. Ich kann gleich in die Halle fahren. Das mache ich auch und wenig später legt ein Mechaniker, der nebenan einen Rasentraktor beschraubt, das Werkzeug zur Seite und kümmert sich um mich.
Die Schrauben sind recht angerostet, so macht es Mühe, die Spur der Hinterachse einzustellen. Ich darf auch mit unter die Hebebühne und stelle fest, dass sich mein Verdacht vom zweiten Rallyetag bestätigt: Der linke Koppelstangendämpfer ist abgerissen. Das ist aber nicht das Problem für unsere Reifen. Schnell fahren ist in Skandinavien eh nicht, eventuell bekomme ich Neuteile unterwegs beim Ford-Händler.

Für den prompten service zahle ich weniger als in Deutschland, auch die Reifen inkl. Montage waren nicht teurer. Ich bedanke mich bei den Mechanikern mit je eine Flache Rallyebier, die Jungs freuen sich darüber. Alkohol ist recht teuer in Skandinavien. Das Bier muss besonders schmecken, so ähnlich wie Aquavit, scherze ich, denn wir haben es immerhin über das Nordkap hierher gefahren.

Mittlerweile ist es 14:30 Uhr. Wir haben für die Fahrerei in der Stadt fast genauso lange gebraucht wie für die Arbeiten am Auto. Jetzt können wir endlich los gen Süden. Gestern bin ich den ganzen Tag alleine gefahren, weil ich das Auto besser kenne als Elisabeth. Heute fahre ich noch bis zur nächsten Tankstelle, dann tausche ich den Platz mit Elisabeth. Alles wieder in Ordnung, das Auto fühlt sich gut an.

Von Oulu über Pulkkila, Karsamaki bis nach Vitasaari ist die Landschaft recht eintönig. Wir fahren durchs Hinterland, rechts und links der Straße nur Wälder. Trotz der vielen Elchschilder lässt sich keiner blicken, um so ein wenig Abwechslung in das Fahren zu bringen. Ab ÄÄnekoski wird es wieder abwechslungsreich, hier wechselt das Land mit unzähligen Seen ab und wir von der 4 auf eine kleine gelbe, um das Stück Autobahn in Jyväskylän zu umfahren. Kurz nach Laukaa könnte man den Bogen noch etwas vergrößern – ich denke kurz darüber nach. Wir fahren dann aber die geplante Route. Am Ortseingang von Jyväskylän treffen wir auf eine Autobahn, wo in der Karte keine ist. Gerade noch so können wir sie vermeiden. Es braucht einige Versuche, um die Autobahn zu vermeiden und durch den Ort zu kommen. Dabei stellen wir fest, dass die angepeilte Stelle, wo die Autobahn endet und wieder zur E4 wird, auch als Autobahn gekennzeichnet ist. Nochmal gemeinsam über der Karte brüten, dann finden wir eine kleine gelbe Straße, die parallel zur E4 verläuft. Erst etliche Kilometer weiter unten endet die Autobahn – ist wohl erst seit kurzem freigegeben worden, denn in der Gegenrichtung ist sie noch gesperrt.
Hier fahren wir auf die E4, aber nur bis Harzola, wo wir wieder auf eine gelbe wechseln, denn ab Lusi bis Lathi wird die E4 wieder zur Autobahn.
Hier muss es wohl stark geregnet haben, die Straße ist nass und in den Feldern steht das Wasser. Bei Sysma finden wir einen Parkplatz, der an einem See liegt. Die Sonne steht schon tief und beleuchtet die Inseln im See mit einem einzigartigen Licht. Auf einer dieser Insel schreit eine Vogelkolonie um die Wette.

Gegen die hier überall zahlreich vorhandenen Stechmücken hilft unser Insektenspray. Während Elisabeth unser Nachtlager richtet, starte ich meinen Benzinkocher und bereite unser Abendessen zu: Woknudeln mit Champignons, Mohrrüben, Paprika, Tomaten und Schafskäse. Während wir uns das schmecken lassen, geht die Sonne unter und zaubert ein Farbenspiel über den See. Die Vogelkolonie beendet ihr Konzert und wir ziehen uns in unsere Kemenate zurück.